Bin ich eine Rabenmutter? Eine selbstständige Mama teilt Erfahrungen und gibt Tipps

Liebe Eltern, in diesem Gastartikel unserer Leserin Meike geht es um Loslassen, Selbstverwirklichung, Vertrauen und den Emotionen, die damit verbunden sind. Meike und ihr Partner sind seit gut drei Jahren Eltern einer wundervollen Tochter. Sie haben sich für ein klassisches Rollenmodell entschieden, was unter anderem dazu führt, dass Meike sich als Rabenmutter fühlt, die ihren Mann weitestgehend aus dem Familienalltag rauszuhalten versucht, während sie selbst ihre berufliche Karriere verfolgt. Wie sich das auf ihr Familienleben auswirkt, erzählt sie uns in diesem Beitrag.

Liebe Meike, erzähl uns einmal von eurer Rollenaufteilung und eurem Familienalltag

Wir sind eine dreiköpfige Familie aus Berlin, leben in einer schönen 4-Zimmer Altbauwohnung und seit gut drei Jahren nun Eltern einer bezaubernden Tochter. Mein Mann arbeitet 35 Stunden die Woche während ich als freiberufliche Journalistin und Autorin seit der Schwangerschaft die berufliche Karriere deutlich reduziert habe.

Mein Partner und ich haben immer offen und sachlich über unserer Partnerschaft sowie Rolle als Eltern kommuniziert. Uns beiden ist die Karriere wichtig, weshalb wir uns für dieses, im Volksmund als klassische Rollenverteilung bezeichnet, Modell entschieden haben. Für mich war dabei immer klar, meine Selbstständigkeit nie komplett aufzugeben, sondern lediglich zu reduzieren und nach der Geburt wieder mehr Stunden zu Arbeiten. Die Flexibilität meiner Tätigkeit sollte dies hergeben, dachte ich zumindest.

Allerdings habe ich im Laufe der Zeit feststellen müssen, dass mich mein Job doch schneller wieder intensiv eingenommen hat und ich darüber hinaus Probleme habe, die alltäglichen Herausforderungen des Elternsein an meinen Partner abzugeben. Das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein, wuchs seitdem stetig in mir.

Unser Familienalltag

Der Ablauf unseres Familienlebens ist ein Mix aus Routine und Spagat. Das Elternsein hat auch uns vor ganz neue Herausforderungen gestellt, mit denen wir erst einmal lernen mussten, umzugehen und uns entsprechend auch anzupassen.

Wenn mein Mann das Haus morgens verlässt, um zur Arbeit zu radeln, kümmere ich mich um unsere Tochter, den Haushalt und meine beruflichen Aufgaben. Je nach Auftragslage ist dies mal mehr, mal weniger zeitintensiv. Mein Partner hat sich zur Geburt unseres Kindes zwei Monate Elternzeit genommen, die wir auch sehr genossen haben, um uns als Familie kennenzulernen, seitdem erachte ich die Erziehung und Care-Arbeit unserer Tochter allerdings als meine Aufgabe.

Wie sich seit einigen Monaten herauskristallisiert, möchte sich mein Partner mehr Zuhause sowie im Umgang mit unserer Tochter einbringen. Dies war das erste Mal, dass ich mich ein Stück weit als Rabenmutter gesehen habe, die viel Zeit in ihre Leidenschaft – den Journalismus und das Schreiben an sich – steckt, ohne wahrzunehmen, dass die Familie darunter leidet.

rabenmutter_paar-im-zwist
Karriere vor Kind: Bin ich eine Rabenmutter?

Ich denke, im Unterbewusstsein war mir schon recht früh klar, dass ich zu wenig Zeit mit meiner Tochter verbringe. Ich hatte schlichtweg Angst, meine Selbstständigkeit zu verlieren, was dazu geführt hat, dass sich unsere Tochter viel mit sich alleine beschäftigen musste.

Mein Versuch, das zu kompensieren, indem ich sie für mich beansprucht habe, wenn mein Partner von der Arbeit kam, verstärkte das Gefühl, eine Rabenmutter zu sein, zusätzlich. Ich habe ihm das Gefühl gegeben, nicht wirklich dazuzugehören, was selbstverständlich für Konfliktpotenzial gesorgt hat.

Definition-Exkurs: Was ist die Bedeutung von Rabenmutter?

Die Bedeutung Rabenmutter entspringt dem 14. bzw. 15. Jahrhundert. Eine Rabenmutter bzw. Rabeneltern dient als wörtliche Herabsetzung einer Mutter bzw. Eltern, die sich nicht oder zu wenig um ihre Kinder kümmern. Heutzutage wird dieser Begriff im Kontext der Berufstätigkeit von vornehmlich Müttern angewandt, die mehr Zeit in ihre Karriere stecken, als Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

Welche Rolle spielen Mental Load und Care-Arbeit für Dich bzw. in eurem Familienleben?

Ich muss zugeben, dass ich diese Themen anfangs unterschätzt habe und inzwischen weiß, wie wichtig es ist als Mutter oder Vater, auf sich selbst zu achten und welchen Stellenwert Gleichberechtigung in einer Partnerschaft sowie als Familie hat.

Vielleicht habe ich mich selbst überschätzt, vielleicht lag mein Fokus aber auch zu sehr auf meiner Selbstständigkeit. Letztendlich musste ich feststellen, dass ein Großteil der Care-Arbeit auf meinen Schultern lag und mich irgendwann mehr und mehr belastet hat. Ich denke, jede Mama weiß wovon ich rede und dass entsprechend früher oder später die ganze Last des Mental Load hinzukommt.

Wir können für uns inzwischen behaupten, hier – auch dank offener, ehrlicher und ausführlicher Kommunikation – deutlich gleichberechtigter und damit gesünder unterwegs zu sein. Wir legen mehr Fokus auf eine ausgewogene Vereinbarkeit und glücklicherweise habe ich einen Partner, der sich aktiv einbringt, der jede Belange des Familienalltags genauso bewältigt, wie ich das mache. Jeder von uns dabei natürlich auf seine Weise. Auch etwas, was ich lernen musste, ist doch nicht nur ein Weg, sondern unserer beider der vermeintlich richtige.

Was ist Dein größter Pain Point?

Ich denke, das Loslassen und Vertrauen. Vertrauen in mich und meine Arbeit und dass weniger mehr ist, im Sinne meiner Tochter bzw. meiner Familie. Hier eine ausgewogene Balance zwischen Kind und Karriere zu schaffen, ist ein Lernprozess.

Und ich muss lernen, loszulassen. Meinem Partner Raum geben. Raum für seine Vater-Tochter-Bindung sowie Raum, sich einzubringen. Schließlich ist es auch sein Zuhause, seine Familie, die ihm genau so wichtig ist, wie mir.

Diese beiden Punkte führen mich dazu, mir einzugestehen, festgefahrene Strukturen zu überdenken und mich selbst zu reflektieren. Meine Vorstellung von Mutterschaft und Karriere lassen sich vereinbaren, allerdings anders, als ich es mir vor der Geburt unserer Tochter vorgestellt habe. Von diesem Weg abzuweichen, den Fokus zu verschieben, fällt mir schwer, ist aber richtig und tut inzwischen sehr gut.

Welche Veränderungen wünschst Du Dir für euer Familienleben?

Ich habe das Gefühl, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir haben erkannt, dass wir uns auf eine Sackgasse zubewegen und unser anfängliches Rollenverständnis so für uns nicht funktioniert. Ich fühle mich weniger als Rabenmutter und genieße viel bewusster die gemeinsame Zeit mit meiner Tochter.

Mein Partner und ich können uns durchaus vorstellen, die Arbeitsstunden gleichmäßiger zu verteilen, um unsere Lebenswege und -ziele weiter zu verfolgen, aber gleichzeitig unsere Tochter und uns als Familie an erster Stelle stehen zu haben.

Im Folgenden eine spannender Lesetipp, der Vorurteile in der Arbeitswelt sehr anschaulich thematisiert, u. a. auch die Bedeutung der Rabenmutter.

Von Quotenfrauen und alten weißen Männern: Schluss mit Vorurteilen in der Arbeitswelt!
  • Von Quotenfrauen und alten weißen Männern: Schluss mit Vorurteilen in der Arbeitswelt!
  • Marke: Campus Verlag GmbH
  • Farbe: Grey

Meine 3 Learnings

Sich wie eine Rabenmutter zu fühlen ist sicherlich keine Seltenheit. Ich möchte im Folgenden meine 3 Learnings als Erfahrungstipps teilen, die mir bzw. uns geholfen haben, unsere Familiensituation spürbar zu verbessern, so dass ich mich auch nicht mehr wie eine Rabenmutter fühle.

1. Kommunikation

Völlig unabhängig des gewählten Familienmodells, Rollenverteilung etc. steht und fällt eine Veränderung mit der Kommunikation. Fühlst Du Dich als Rabenmutter oder -vater bzw. möchtest generell am Familienalltag etwas ändern, musst Du die Kommunikation suchen. Zeige Deine Lage und Deine Gefühle klar auf, um gemeinsam einen Lösungsweg zu erarbeiten, mit dem ihr beide euch als Paar gut fühlt.

2. Reflexion

Sich einzugestehen, dass es einem nicht gut geht, funktioniert nur durch Selbstreflexion. Versuch Dir regelmäßig Zeit zu nehmen, um Dich, Deine Situation und euer Familienleben zu reflektieren. Mögliche Fragen können dabei sein: Wie geht es mir? Wie zufrieden bin ich aktuell? Was möchte ich verändern? Was tut mir gut?

3. Mut zu Veränderung

Hast Du bzw. ihr die ersten beiden Schritte durchlaufen, ist es an Dir, die gewünschten Veränderungen auch in die Tat umzusetzen. Oftmals leichter gesagt als getan, aber der entscheidende Schritt, um sich von negativen Gedanken und Gefühlen zu lösen.

Wir sagen DANKE an Meike für ihre Geschichte, ehrlichen Einblicke und das Teilen ihrer Erfahrungen!

Findest Du Dich in Meikes Erfahrungen wieder? Erzähl uns gerne von Deinen Erlebnissen in einem Kommentar!

papammunity_elternblog_autorenteam

Das Papammunity-Team

Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.

Weitere Beiträge anderer Papas und Mamas:

Verpasse keinen Beitrag mehr im Papammunity Elternblog indem Du einfach unseren WhatsApp Kanal abonnierst!

*Affiliate Link.
Wenn Du Produkte über einen dieser Links in diesem Blogartikel bestellst, erhalten wir eine kleine Provision durch Amazon. Du zahlst dadurch nicht mehr.

Letzte Aktualisierung am 29.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Schreibe einen Kommentar