Nur wenige Dinge im Leben eines Mannes verändern so viel, wie die Geburt eines Kindes. Von einer reinen Verantwortlichkeit für sich selbst, oder vielleicht noch einen Partner, übernimmt man(n) plötzlich nicht nur die finanzielle, sondern auch die emotionale und seelische Verantwortung für einen zunächst komplett unselbstständigen Menschen. Diese lebensverändernde Phase ist auch dem Gesetzgeber bewusst, der frischgebackene Eltern in dieser Phase (Papazeit) mit dem Elterngeld unterstützt.
Inhaltsverzeichnis – Deine Mehrwerte in diesem Artikel
Warum sollte ich als Vater die Elternzeit (Papazeit) nutzen?
Könnte ich nicht einfach nur produktiver werden, weniger arbeiten und die gewonnene Papazeit in die Familie stecken? Sicher ist das schon mal ein toller, erster Schritt. Der absolute Gamechanger für den Aufbau einer intensiven Bindung zu Deinem Kind ist allerdings eine längere Auszeit von mindestens 3 – 6 Monaten. Denn für eine intensive Bindung brauchst Du einfach mehr Quality-Time. Mehr Alltagserlebnisse, mehr Konflikte, mehr Stresssituationen sowie mehr Geduld, welche Du im normalen Alltagsleben kaum erfüllen kannst.
Insbesondere wenn Du auf die Bedürfnisse Deines Kindes eingehen willst, benötigst Du viel Engagement, Zeit, Mut und Energie. Denn bedürfnisorientierte Begleitung bedeutet, die Bedürfnisse (nicht zu verwechseln mit Wünschen) Deines Kindes zu erkennen und danach zu handeln.
Das bedeutet nicht, dass Du jedem Quengeln nach Süßigkeiten, Eis oder sonst was nachgeben musst. Hierbei handelt es sich schließlich um Wünsche. Bedürfnisse hingegen entsprechen einem Bedarf. Bedeutet also, wir brauchen sie wirklich.
Wenn seelische oder soziale Bedürfnisse z. B. nach Aufmerksamkeit, Geborgenheit oder Liebe nicht erfüllt werden, dann führt das zu Krankheit. Durch das Eingehen auf die Bedürfnisse Deines Kindes, stellst Du sicher, dass daraus starke, selbstbewusste, sich liebende, tolerante Menschen erwachsen. Welcher Papa wünscht sich das denn nicht für sein Kind?
Das geht doch bei mir in der Arbeit eh nicht…
Viele Eltern glauben immer noch, dass es Elternzeit oder Teilzeit bei sich im Unternehmen nicht gibt. Das ist falsch, da diese Dinge nicht in den einzelnen Unternehmen geregelt sind, sondern es dafür einen Rechtsanspruch gibt.
Wie funktioniert Elternzeit?
Elternzeit ist in Deutschland als 36 Monate gemeinsame „Erziehungszeit“ definiert. Davon gibt es für 14 Monate Elterngeld, welches auf maximal 1.800,-€ begrenzt ist. Voraussetzung: beide Elternteile nehmen für mindestens 2 Monate Elternzeit.
Wenn Du Elternzeit in den ersten drei Lebensjahren Deines Kindes beantragst, brauchst Du nicht die Zustimmung Deines Arbeitgebers. Dieser muss lediglich informiert werden.
Elternzeit kann nur aus besonderen betrieblichen Gründen verwehrt werden, was aber so gut wie nie vorkommt. Sollte man mindestens 12 Monate in den ersten 3 Jahren genommen haben, kann man die restlichen 24 Monate bis zum vollendeten 8. Lebensjahr nehmen. Hier muss der Arbeitgeber aber zustimmen. Den Antrag auf Elternzeit musst Du spätestens 7 Wochen vor Beginn bei Deinem Arbeitgeber stellen.
„Elternzeit – der Guide für Väter und Mütter“
„Elterngeld – der informative Ratgeber“
Was ist Teilzeit?
Unabhängig davon, ob Du ein Kind hast oder nicht, gibt es die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten. Auch hierauf hast Du einen Rechtsanspruch, sobald Du mehr als 6 Monate bei Deinem Arbeitgeber angestellt bist und das Unternehmen mindestens 15 Mitarbeiter hat.
Arbeitgeber können einen Teilzeitwunsch nicht einfach ablehnen, sie müssen betriebliche Gründe nennen. Sie haben sogar die Pflicht, dem Wunsch zuzustimmen, sofern dem keine betriebliche Gründe entgegenstehen. Das Gesetz nennt als Beispiele für betriebliche Gründe:
- eine wesentliche Beeinträchtigung der Organisation
- eine wesentliche Beeinträchtigung des Arbeitsablaufs
- die wesentliche Beeinträchtigung der Sicherheit im Betrieb oder
- das Entstehen unverhältnismäßig hoher Kosten für den Arbeitgeber
Die betrieblichen Gründe müssen vom Arbeitgeber nachgewiesen werden. Weiterhin hat der Arbeitgeber die Pflicht, mit Dir über Deinen Antrag auf Teilzeit zu verhandeln. Den Antrag auf Teilzeitarbeit musst Du spätestens 3 Monate vor Beginn einreichen.
Ganz wichtig bei der Beantragung von Teilzeit ist, diese immer zeitlich zu begrenzen. So hast Du mit der seit 1.01.2019 geltenden Brückenteilzeit die Möglichkeit, auf eine Vollzeitstelle zurückzukehren.
& was wird dann aus meiner Karriere?
Laut Gesetz darf es natürlich keine Benachteiligung für Teilzeitarbeiter oder Elternzeitler geben. Die Realität sieht allerdings leider manchmal anders aus. Auf Grund des Fachkräftemangels ist aktuell der Arbeitsmarkt, grade für hochqualifizierte Mitarbeiter, sehr zum Vorteil von Angestellten. Führungspositionen und Stellen mit besonderen Anforderungen bleiben häufig lange unbesetzt, was langsam zu einem Umdenken seitens der Arbeitgeber führt. Somit steigen auch die Möglichkeiten für mehr Papazeit.
Daher nutzen Personalabteilungen einiger großer Unternehmen Elternzeit & Teilzeit als Mittel, um talentierte Mitarbeiter anzuwerben. Im Management & bei den direkten Vorgesetzten ist dieser Spirit allerdings noch nicht überall angekommen. Um auch hier eine größere Bereitschaft für diese Mittel zu bekommen, ist es umso wichtiger, dass immer mehr Väter Elternzeit & Teilzeit über einen längeren Zeitraum nutzen. Grade in Führungspositionen ist das mit einer Vorbildfunktion verbunden. Dies kann so großen Einfluss auf die Bereitschaft der Mitarbeiter haben, ebenfalls Elternzeit zu nehmen oder in Teilzeit zu arbeiten.
Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich durch einen offenen Dialog mit dem Arbeitgeber oft kreative Lösungen für Teilzeitmodelle, bei denen alle profitieren, finden lassen. & sicher gibt es bei Dir im Unternehmen schon Kollegen, die in Teilzeit arbeiten. Warum soll das dann bei Dir nicht auch funktionieren?
& das Geld? Was sagen die anderen? & macht man denn sowas?
Ja, wer weniger arbeitet, bekommt weniger Geld. Das ist erstmal Fakt. Allerdings sind die finanziellen Einbußen, wegen der steuerlichen Progression, oft weniger, als man denkt. So wird, je nach steuerlicher Situation, aus 1.000,-€ brutto nur 400,-€ netto weniger monatliches Einkommen.
Und dieses fehlende Geld kann man oftmals durch eine kleine Anpassung des persönlichen Lebensstils ganz einfach kompensieren. Bei vielen Klienten stellen wir fest, dass z. B. Versicherungs-, Handy- und sonstige Verträge überteuert oder zum Teil auch unnütz sind.
Wir stellen fest, dass Konsum als Kompensation genutzt wird (wenn ich schon so hart arbeite, darf ich mir auch mal was leisten). Oder es wird schlichtweg schlecht gehaushaltet. In vielen Familien liegt hier so viel Potenzial brach, dass sich das verringerte Einkommen mehr als ausgleichen lässt.
Wie Du mit den Meinungen Deiner Mitmenschen umgehst, ist alleine in Deiner Verantwortung. Hier hilft oftmals Mindsetarbeit, um daran zu arbeiten, was in Deinem Leben tatsächlich wichtig ist: die Meinung von Deinem Chef und Deinen Kollegen, oder Deine Familie und Deine Kinder, zu denen Du durch mehr Familienzeit in den ersten Jahren ein liebevolles und enges Band aufgebaut hast.
Meine persönlichen Erfahrungen zur Papazeit
Bei meinem ersten Kind bin ich, wie die meisten Väter, mit 2 Monaten Papazeit gestartet. Ich war ganz schön unsicher, wie das funktionieren sollte und was mich daheim erwartet, weil ich mich auch ein wenig mit der Verantwortung für mein Kind überfordert gefühlt habe.
Doch recht schnell habe ich gemerkt, dass ich durch meine Anwesenheit eine Bande zu meiner Tochter aufbauen konnte und so auch zu einer ganz und gar akzeptierten Bezugsperson wurde.
Mein persönliches Highlight war, dass ich sie alleine ins Bett bringen konnte, wenn Mama abends mal nicht da war.
Nach der Papazeit bin ich wieder in meine Arbeit zurückgekehrt. Ich habe aber recht schnell gemerkt, dass sich der Fokus in meinem Leben deutlich verschoben hatte. Daher arbeitete ich immer effizienter und konnte so auch unter der Woche viel Zeit mit meinen Kindern verbringen.
Beim zweiten Kind hatte ich zunächst wieder 2 Monate und hab in dieser Papazeit Phase viel Zeit mit meiner älteren Tochter verbracht. Ein Jahr später habe ich zwei weitere Monate genommen und mich in erster Linie um meinen Sohn gekümmert. So konnte ich eine enge Beziehung zu ihm aufbauen.
Nach ein paar Wochen Arbeiten merkte ich, dass zwar immer noch viel Nähe vorhanden war. Aber dadurch, dass ich nicht mehr so präsent war, war auch wieder eine gewisse Distanz zu meinen Kindern spürbar. Daher habe ich mich entschieden, dass komplette 3. Lebensjahr meines Sohnes zu Hause zu bleiben. Dies war für mich, die Kinder und die komplette Familie eine mega erfüllende Zeit. Es gab viele gemeinsame Erlebnisse mit meiner großen Tochter. Ebenso konnte ich die Beziehung zu meinem Sohn deutlich intensivieren. Diese Beziehung ist durch das fortgeschrittene Alter nun auch nachhaltig.
Was Du daraus mitnehmen kannst
Zum Eingrooven empfehle ich Dir anfangs 2 Monate Papazeit und danach eine Reduzierung der Arbeitszeit zu Gunsten mehr Familienzeit durch unsere Produktivitätsbooster. Wir zeigen Dir gerne, wie Du Deine Arbeit in einem Bruchteil der bisher benötigten Zeit erledigen kannst und so mehr Zeit für Dich und Deine Familie gewinnst.
Spätestens Anfang des 2. und im Laufe des 3. Lebensjahres bieten sich 6 weitere Monate Papazeit an. So kannst Du die anfangs aufgebaute Bindung nochmal deutlich intensivieren. Weitere Familienzeit für besondere Lebensphasen Deines Kindes kannst Du Dir mit Brückenteilzeit ermöglichen.
Über uns – „Officefrei“
Bist Du der Papa, der Du sein möchtest?
Nahezu kein Ereignis im Leben eines Mannes hat so einen großen Einfluss, wie die Geburt des ersten Kindes. Doch wenn aus Männern Väter werden, leben viele ihr (Arbeits)leben weiter, als wenn nichts passiert wäre. Und so sitzen sie in einem Meeting, während die Tochter die ersten Worte spricht. Oder sie sind auf Geschäftsreise, wenn der Sohn die ersten Schritte macht.
Das muss so nicht sein! Wir sind hier um Dir dabei zu helfen, Deine Rolle als Papa und als Angestellter oder Selbstständiger so auszufüllen, dass weder das eine noch das andere auf der Strecke bleibt. Alex und Kai von Officefrei.
Für mehr Papazeit! Bis dahin, Richard & Hugo.
Das Papammunity-Team
Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.