Clusterfeeding erklärt – 5 Tipps für das Marathon-Stillen

–> Expertengeprüft von Lisa Hobelsberger, Hebamme & Kinderkrankenschwester

Nach einem langen, entspannten und wunderschönen Tag mit eurem Neugeborenen legt ihr euch auf die Couch, um den Abend ausklingen zu lassen. Doch der Nachwuchs meldet sich unerwartet mit einem erhöhten Stillbedarf, Euer Baby verlangt innerhalb weniger Stunden viel öfter die Brust als sonst. Viele Mütter sind besorgt, ob die Milch reicht und ob das Verhalten normal ist. Zur Beruhigung vorweg: Ja, es ist normal und heißt Clusterfeeding. Was dahintersteckt, erfährst Du in diesem Beitrag.

Was ist Clusterfeeding?

Clusterfeeding ist Englisch und heißt so viel wie “Häufung von Mahlzeiten”. Wenn von Clusterfeeding die Rede ist, dann ist eine bestimmte Fütterungspraxis gemeint, mit der Du euer Baby häufig und in kurzen Abständen stillst. Das Baby clustert manchmal nur ein paar Tage lang, das Verhalten kann sich aber auch über Wochen erstrecken. Es möchte beim Clustern halbstündlich oder auch stündlich gefüttert werden. Dies geschieht meist am späten Nachmittag oder in den Abendstunden, doch manche Babys fordern auch zu anderen Zeiten die Muttermilch verstärkt ein.

Clusterfeeding-Phasen sind besonders wichtig für die Mutter-Kind-Beziehung, denn die mütterliche Nähe schenkt dem Kind die Geborgenheit, die es benötigt. Die Nähe beruhigt es und etabliert ein gesundes Urvertrauen.

Wie kommt es zum sogenannten Still-Marathon bzw. Dauerstillen?

Das Baby entwickelt aus einem Instinkt heraus ein gesteigertes Verlangen nach der Brust. Mutter Natur hat es so eingerichtet, dass das Clustern den Milchbildungsprozess anregt. Und das funktioniert so:

Euer Baby benötigt mehr Nahrung für seine Entwicklung und stimuliert durch häufiges Saugen an der Brust Deinen Körper, ausreichend Milch zu produzieren. Der Körper bildet dann das Hormon Prolaktin, das die Milchbildung fördert. Wenn Dein Baby clustert, “bestellt” es somit praktisch den Nachschub für die nächsten Mahlzeiten. Es sorgt auf natürliche Weise dafür, dass es zum richtigen Zeitpunkt genügend Säuglingsnahrung von Dir erhält. Dein Körper produziert eine individuell ausreichende Menge Milch für euer Baby als natürliche Reaktion auf das Clustern.

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Deshalb musst Du Dir keine Sorgen machen, dass Deine Milch nicht ausreicht – auch nicht, wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Brüste leer sind. Übrigens: Im Mutterleib hat euer Kind ebenfalls häufig kleine Mahlzeiten aufgenommen, sodass Clusterfeeding eine natürliche Fortsetzung dessen ist.

Von wann bis wann dauern die Clusterfeeding-Phasen an?

Da das Verhalten jedes Babys anders ist, gibt es keine Standardantwort auf die Frage, von wann bis wann Clusterfeeding-Phasen andauern. Aber es gibt einige Anhaltspunkte und Erfahrungswerte, an denen ihr euch orientieren könnt.

  1. Dauerstillen, wie Clusterfeeding auch bezeichnet wird, findet bei vielen Babys in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt statt. Die Clusterfeeding-Phase kann wenige Tage bis mehrere Wochen anhalten.
  2. In Wachstumsschüben kann es auch zu späteren Zeiten der Entwicklung vorkommen, dass euer Baby nach Clusterfeeding verlangt. Es braucht die gesteigerte Nahrungszufuhr, um den nächsten Entwicklungsschritt gut zu bewältigen.
  3. Manche Babys möchten zudem in Krankheitsphasen oder wenn sie zahnen häufiger an die Brust. Das Verhalten ist von Baby zu Baby sehr individuell und Du solltest nach Möglichkeiten auf die Bedürfnisse eingehen.
  4. Clusterfeeding-Phasen können unterschiedlich lang und unterschiedlich intensiv ausfallen. Es kann 2 bis 3 oder 6 bis 7 Stunden dauern – mitunter auch kürzer oder länger. Dein Baby saugt währenddessen in Abständen von ein paar Minuten, halbstündlich oder stündlich an der Brust und schläft zwischendurch wieder ein.

Unsere 5 Tipps im Umgang mit Clusterfeeding

Es gibt eine Menge guter und gut gemeinter Ratschläge, wenn es um das Thema Clusterfeeding geht. Wir haben euch die 5 besten Tipps zusammengetragen, die euch dabei helfen sollen, die Situation entspannt zu meistern.

Tipp 1: Verlasst euch auf den natürlichen Instinkt eures Babys

Ihr müsst euch keine Sorgen machen, ob eine Dauerstillphase zu lang oder zu kurz, zu früh oder zu spät, zu oft oder zu selten stattfindet. Euer Baby clustert, wenn es nötig ist. Ihr könnt euch ganz auf die Natur verlassen. Eure Aufgabe besteht darin, die Hungersignale eures Babys zu erkennen und in angemessener Weise darauf zu reagieren.

So entwickelt das Mutter-Kind-Gespann einen individuell passenden Stillrhythmus. Das Muster kann von Anfang an gleich bleiben oder sich mit der Zeit verändern. Manche Babys passen die Häufigkeit, den Zeitpunkt und die Dauer der Fütterungszeiten an, wenn sie größer werden, andere nicht. Vertraut auf das natürliche Verhalten eures Babys und reagiert darauf.

Tipp 2: Mach es Dir bequem und genieße die Zeit

Ein Stillmarathon über Stunden kann richtig anstrengend sein. Deshalb solltet ihr Vorsorge treffen und einen schönen, bequemen Stillplatz einrichten. Clusterfeeding bedeutet eine intensive Kuschelzeit mit Deinem Baby. Gestalte sie so schön wie möglich: Weiche, stützende (Still)kissen, eine warme Decke, etwas zu Essen und Trinken für Dich und wenn das Baby schlummert, kann ein gutes Buch für Abwechslung sorgen.

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Natürlich darf und soll der Vater die Zeit auch mitgestalten. Er kann das Baby zwischendurch aufnehmen und es liebevoll herumtragen, wiegen oder einfach im Arm halten, während sich die Mutter ein wenig von der Anstrengung erholt.

Tipp 3: Hol Dir Hilfe bei Deiner Stillberaterin oder Hebamme, wenn Du unsicher bist

Du weißt nicht genau, wie Du die Clusterfeeding-Phase mit Deinem Alltag verbinden sollst? Du hast das Gefühl, Deine Brüste produzieren zu wenig Milch oder die Milchproduktion in den Brüsten ist unterschiedlich?

Die Stillberaterin kennt viele Mütter und damit auch viele Probleme, Sorgen und Lösungen. Wenn Du bei Fragen rund ums Stillen nicht weiter weißt, dann ist die Stillberaterin oder Hebamme die richtige Anlaufstelle.

Tipp 4: Achte auf Dein eigenes Wohlergehen

Manche Mütter verausgaben sich für ihr Baby so stark, dass sie sich selbst dabei vergessen. Doch Dein eigenes Wohlergehen spielt eine große Rolle! Sorge dafür, dass Du es bequem hast und darauf, dass der Stillvorgang für Dich nicht mit Schmerzen verbunden ist.

Es kann beispielsweise sein, dass Deine Brustwarzen vom Clusterfeeding wund werden. Dann ist eine wichtige Maßnahme, die Position beim Stillen und die Anlegetechnik so zu verändern, dass die Brustwarzen nicht mehr so stark beansprucht werden. Und wenn die Schmerzen beim Stillen zu groß für Dich werden, ist es absolut in Ordnung, Euer Baby mit der Flasche zu füttern. Informiere Dich darüber, wie man Muttermilch richtig aufbewahrt und was beim Erwärmen der Muttermilch zu beachten ist.

Außerdem gilt natürlich: Hol Dir im Zweifel Hilfe und Rat bei der Hebamme oder Stillberaterin. Es gibt verschiedene Lösungen, die Dir weiterhelfen können.

Tipp 5: Wechsle die Brüste beim Stillen häufig ab

Ein häufiger Brustwechsel beim Clusterfeeding beugt wunden Brustwarzen vor und hat obendrein einen weiteren positiven Effekt. Wenn Du erschöpft vom Clusterfeeding bist und Dein Baby eigentlich nur ein wenig zur Beruhigung an der Brust nuckelt, statt zu trinken, kann das häufige Wechseln der Brüste die Stillzeit insgesamt auf natürliche Weise begrenzen. Oft ist die körperliche Nähe allein schon ausreichend, um Dein Baby zu beruhigen und ihm die gesuchte Geborgenheit zu vermitteln.

Fazit: Clusterfeeding ist ganz natürlich

Clusterfeeding ist eine natürliche und essenzielle Phase, die die Bindung zwischen Mutter und Kind fördert und für die gesunde Entwicklung eures Kindes notwendig ist.

Erleichtert wird diese Zeit durch Vertrauen in die Instinkte des Babys und den Aufbau einer bequemen Stillumgebung, in der sich sowohl Mutter als auch Baby wohlfühlen. Ergänzend kann der Vater Geborgenheit geben und in Stillpausen sowohl für das Baby, als auch die Partnerin da sein.

Bei Unsicherheiten holt euch die Unterstützung durch die Hebamme oder Stillberaterin und achtet außerdem immer gut auf das eigene Wohlergehen! Jeder entspannter und vor allem weniger Stress ihr ausgesetzt seid, desto besser klappt es mit dem Stillen.

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Das Papammunity-Team

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