Viele Paare stellen sich im Laufe der Schwangerschaft die Frage, ob sie ihr Neugeborenes stillen sollen und wenn ja, wie lange eigentlich? Laut Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft beabsichtigen knapp 90% der Mütter in Deutschland, ihr Kind nach der Geburt zu stillen. Nach der Geburt stellt sich die Situation dann jedoch oft anders dar. Schon nach zwei Monaten nach der Geburt sinkt die Zahl der stillenden Mütter auf 57%. Nach vier Monaten sogar auf nur noch 40%. Dabei bietet Muttermilch zahlreiche Vorteile, auf die ihr nicht verzichten solltet und die wir euch im Folgenden näherbringen.
Inhaltsverzeichnis – Deine Mehrwerte in diesem Artikel
Warum Muttermilch die beste Wahl ist
Eingangs sei erwähnt, dass es nicht für alle Mütter ohne weiteres möglich ist, ihr Baby mit Muttermilch zu versorgen. Es gibt viele Gründe, die zwischen dem Wunsch zu Stillen und der tatsächlichen Versorgung des eigenen Kindes liegen. Ganz gleich ob diese gesundheitlicher oder persönlicher Natur sind, obliegt die Entscheidung für die Ernährung mit Muttermilch immer noch bei der Mutter.
Für uns ist es an dieser Stelle entscheidend zu betonen, dass es im Folgenden nicht darum gehen soll, jemanden vom Stillen zu überzeugen, sondern vielmehr darum, die wichtigsten Informationen rund um das Thema Muttermilch zusammenzustellen, die vor allem dann hilfreich sein können, wenn ihr euch unschlüssig seid.
Vorteile von Muttermilch gegenüber künstlicher Säuglingsnahrung
Muttermilch bringt eine Vielzahl verschiedener Vorteile mit sich. Die Natur beweist gerade hier wieder einmal, wie perfekt sie sich über die Jahrtausende entwickelt hat. Muttermilch enthält alle notwendigen Nährstoffe, die ein Säugling für sein gesundes Wachstum benötigt und ist dabei von Natur aus genau abgestimmt.
Dabei passt sich die Zusammensetzung der Muttermilch den Bedürfnissen des Babys an und verändert sich im Laufe der Zeit, um weiterhin allen Anforderungen gerecht zu werden. Künstliche Säuglingsnahrung auf der anderen Seite bietet die Möglichkeit, Muttermilch zu ersetzen, jedoch nicht in der Präzision ihrer natürlichen Vorlage.
Hinzu kommt der vorbeugende Effekt. Unzählige Studien belegen den positiven Effekt vom Stillen hinsichtlich der Minderung des Risikos für Zuckerkrankheiten oder auch zum Schutz von allergischen Erkrankungen und Übergewicht. (vgl. Frankfurter Rundschau)
Nicht nur der Säugling profitiert von der Muttermilch. Auch für die Mutter kann Stillen gleich mehrere positive Effekte mit sich bringen. Zum einen unterstützt das Stillen die Rückbildung nach der Schwangerschft. Zum anderen kann durch das Stillen auch das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie die Gefahr von Diabetes Typ 2 signifikant verringert werden. (vgl. Verbraucherzentrale)
Zusammensetzung von Muttermilch und wie sie den Bedürfnissen des Babys angepasst ist
Die Zusammensetzung von Muttermilch variiert je nach Bedarf des Säuglings im Laufe der Zeit. Die Hauptbestandteile sind jedoch Wasser (87,5%) und verschiedene Kohlenhydrate, Fette, Proteine und wichtige Mikronährstoffe, wie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.
In den ersten Tagen nach der Geburt wird das sogenannte Kolostrum, die Vormilch, gebildet. Gekennzeichnet ist diese durch ihre gelbliche Färbung, die von Carotinoiden herrührt. Enthalten sind hier zahlreiche Proteine, Immunglobuline, Mineralstoffe und Vitamine. Vor allem die Vitamine A, D, K und B12 sind in der Vormilch enthalten. Auch Phagozyten, besser bekannt als „Fresszellen“, finden sich in diesem Stadium in der Muttermilch. Diese Fresszellen haben die Aufgabe, Bakterien und Pilze abzutöten.
Nach ungefähr vier bis zehn Tagen nach der Geburt folgt die deutlich fetthaltigere Übergangsmilch und anschließend die reife Muttermilch. Fettanteil und auch der Anteil an Kohlenhydraten steigt, was dafür sorgt, dass der Säugling optimal gesättigt wird. (vgl. Aptaclub)
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Wie Muttermilch die Gesundheit von Mutter und Kind fördert
Muttermilch ist ein wahres Wundermittel. Es ernährt nicht nur den Säugling, sondern trägt auch nachhaltig zur Gesundheit des Kindes und der Mutter bei. Hier einige der wichtigsten Vorteile von Muttermilch.
Gesundheit des Babys:
- Stärkung des Immunsystems: Muttermilch ist reich an Antikörpern, Enzymen und anderen immunologischen Stoffen, die zur Stärkung des Immunsystems des Babys beitragen. Krankheiten und Infektionen können durch das gestärkte Immunsystem vorgebeugt werden
- Förderung der Verdauung: Die in der Muttermilch natürlich enthaltenen Fette und Proteine sind für das Baby leicht verdaulich und perfekt auf die Verdauung abgestimmt. Dadurch wird auch das Risiko von Magen-Darm-Problemen wie Koliken oder Verstopfungen gesenkt.
- Entwicklung des Gehirns: Spezielle Fette und Nährstoffe in der Muttermilch unterstützen die Entwicklung des Gehirns des Säuglings. Zudem sind diese für die Entwicklung des Nervensystems besonders förderlich.
- Schutz vor Allergien: Das Risiko von Allergien und atopischen Erkrankungen kann durch das Stillen verringert werden. Dieser Effekt kann auf die bessere Immunregulation durch die Muttermilch zurückgeführt werden.
- Schutz vor chronischen Krankheiten: Diverse Studien haben gezeigt, dass Muttermilch auch chronischen Krankheiten vorbeugen kann. So kann Stillen insbesondere das Risiko von Fettleibigkeit, Diabetes Typ 2 und Herzkrankheiten im Laufe des Lebens des Kindes signifikant senken.
Gesundheit der Mutter:
- Rückbildung des Uterus: Das Stillen hilft der Mutter nachweislich bei der Rückbildung der Gebärmutter nach der Geburt. Das trägt letztlich dazu bei, postpartale Blutungen zu verringern.
- Gewichtsreduktion: Stillen ist eine Energieleistung. Etwa 450 bis 500 zusätzliche Kilokalorien (kcal) pro Tag verbrennt eine stillende Mutter, um Milch zu produzieren. Dadurch kann letztlich auch das vorherige Gewicht der Mutter einfacher wieder erlangt werden.
- Krebsvorbeugung: Tatsächlich weisen einige Studien darauf hin, dass Stillen das Brustkrebsrisiko bei der Mutter signifikant senken kann. Ungefähr 4% Risikominimierung pro 12 Monaten Stillzeit können erreicht werden.
- Postpartale Depressionen vorbeugen: Eine großangelegte Studie aus den USA belegt, dass stillende Mütter signifikant weniger an Postpartalen Depressionen erkrankten als Mütter, die ihr Neugeborenes nicht stillen.
Gerade aus gesundheitlicher Perspektive bietet das Stillen zahlreiche Vorteile für Mutter und Kind. Dabei geht der Einfluss des Stillen weit über die eigentliche Stillzeit hinaus. Schließlich sind diese so intimen Momente, für die ihr euch immer ausreichend Zeit und Ruhe nehmen solltet, ein enorm wichtiger Faktor für eure Mutter-Kind-Bindung.
Besondere Situationen
Das Leben spielt sich natürlich auch mit Neugeborenen nicht nur in den eigenen vier Wänden ab. Oftmals erfordern besondere Situationen besondere Maßnahmen im Umgang mit der Muttermilch. Darf ich im Cafe stillen? Und wie sieht das im Ausland aus? Wir geben dir die Antworten auf deine Fragen.
Darf ich in der Öffentlichkeit, beispielsweise im Café, stillen?
Ein Thema, das immer wieder kontrovers diskutiert wird, ist das Stillen in der Öffentlichkeit. Man wundert sich, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die das als störend empfinden.
Doch wie sieht das Ganze eigentlich rechtlich aus? Traurig aber wahr, es gibt bislang keine rechtliche Lösung. Bereits 2016 beschäftigte sich der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages in einem juristischen Gutachten mit der Frage, ob Stillen in Cafés und Gaststätten grundsätzlich zulässig ist. In diesem Gutachten kam man zum Schluss, dass das Stillen unterwegs in der Öffentlichkeit aus rechtlicher Perspektive unbedenklich sei.
Es gibt jedoch ein ABER.
Gastwirt:innen haben nach wie vor das Hausrecht und können dann davon Gebrauch machen, wenn sich andere zahlende Gäste vom Stillen gestört fühlen. Ist es noch nicht zu einem Bewirtungsvertrag zwischen Gastwirt:in und stillender Mutter gekommen, darf er/sie ohne Verstoß gegen ein Diskriminierungsverbot von ihrem/seinem Hausrecht Gebrauch machen. Als Mutter sollte man sich also hinsetzen, etwas bestellen und erst dann mit dem Stillen beginnen. In diesem Fall darf ein Hausverbot nur noch bei Vorliegen besonders gewichtiger Sachgründe ausgestellt werden.
Stillen weltweit: Was gibt es zu beachten?
Doch wie verhält sich das im Ausland? Hier kommt es vor allem auf das Reiseziel an. Während in Südafrika, Südostasien, Israel, Australien, Südamerika, Skandinavien, Neuseeland und Frankreich das Stillen in der Öffentlichkeit weitestgehend akzeptiert ist, verhält sich dies in Großbritannien, den Großstädten Chinas, Japan, in vielen muslimischen Ländern, Spanien und vielen Ländern Osteuropas das Ganze anders. Hier ist das öffentliche Stillen ungern gesehen. Auch in den USA spricht sich eine Mehrheit dagegen aus, obwohl dieses mit dem Right to Breastfeed Act seit 1999 rechtlich erlaubt ist.
Muttermilch FAQ: Häufige Fragen beantwortet
Wie kann die Milchproduktion gesteigert werden?
Es gibt viele Wege, die Milchproduktion zu steigern. Wichtig ist es, die Brust nach dem Stillen komplett leer zu pumpen. So signalisiert man dem Körper, dass neue Milch produziert werden muss. Häufiger Hautkontakt zwischen Mutter und Kind kann ebenfalls dazu beitragen, dass mehr Muttermilch produziert wird. Dabei wird das Hormon Oxytocin freigesetzt, das die Milchproduktion fördert. Auch einige Tees und Kräuter wie Bockshornklee können die Milchmenge steigern. Bevor diese jedoch eingesetzt werden, sollte das Gespräch mit der Hebamme oder der Stillberatung gesucht werden.
Wie kann das Stillen angenehmer und erfolgreicher gemacht werden?
Stillen ist Übungssache. Kind und Mutter müssen sich erst aufeinander einspielen und ihren Rhythmus finden. Für die Mutter sollte eine entspannte Atmosphäre geschaffen werden. Atemübung und beruhigende Musik vor oder beim Stillen können dabei helfen, dass die Milch besser fließt. Ein bequemer Stuhl und gerade zu Beginn der Stillzeit ein ruhiger Raum helfen bei der Entspannung.
Was tun bei wunden Brustwarzen oder Milchstau?
Wunde Brustwarzen sind eine der häufigsten Beschwerden von Müttern beim Stillen. Schmerzen beim Stillen sind äußerst unangenehm. Die eigene Hebamme oder die Stillberatung kann in solchen Fällen am besten helfen. Ansonsten sollte auf eine bequeme Position für die Mutter, wie auch für das Kind beim Stillen geachtet werden. Auch das richtige Anlegen kann dazu beitragen, dass die Brustwarzen weniger in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn das Baby daran saugt.
Auch sollten die Stilleinlagen passen und regelmäßig gewechselt werden, damit die Brustwarzen nicht in einem feucht-warmen Milieu liegen.
Milchstau hingegen ist eine ernstzunehmende Sache. Ein oder beide Milchgänge sind blockiert und die Muttermilch kann beim Stillen nicht ausreichend abfließen. Neben massiven Schmerzen in der Brust kann es zu Unwohlsein und Fieber bei der Mutter führen. In diesem Fall ist in jedem Fall die Hebamme bzw. ein/e Ärztin zu kontaktieren.
Es kann helfen, die Brust vor dem Stillen aufzuwärmen und das Baby so oft wie möglich anzulegen. Zudem sollte jeglicher Stress in dieser Zeit vermieden und für ausreichend Entspannung gesorgt werden. Nach dem Stillen sollte die Brust gekühlt werden. Kalte Kompressen auf die beanspruchte Brust helfen beim Entspannen. (vgl. Hipp)
Fazit: Muttermilch – Das natürlichste Gold
Die Beziehung zwischen Mutter und Baby ist für erfolgreiches Stillen von großer Bedeutung. Häufiger direkter Körperkontakt stärkt die Bindung und sorgt zudem dafür, dass die Muttermilchproduktion nachhaltig angeregt wird.
Muttermilch ist dabei so etwas wie natürliches Gold und mit das wichtigste, was wir unseren Kindern mitgeben können. Die natürliche Zusammensetzung entspricht genau dem, was ein jedes Kind nach der Geburt benötigt, um gesund wachsen zu können und somit einen guten Start ins Leben haben kann.
Die Entscheidung für oder gegen das Stillen ist dabei jeder Mutter selbst zu überlassen. Ob das Stillen perse klappt bzw. wie lange gestillt werden kann, hängt dabei von einer Vielzahl an Faktoren ab, die teilweise nicht zu beeinflussen sind.
LG, Maren & Richard.
Das Papammunity-Team
Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.
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