Das Wochenbett – Der informative Expertenratgeber

Dein Wochenbett beginnt direkt nach der Geburt des Mutterkuchens, der Plazenta. Ab diesem Zeitpunkt ist die Zeit der Schwangerschaft zu Ende und eine ganz neue Zeit als kleine Familie mit Baby beginnt.

lisa-hobelsberger

Autorin dieses Ratgebers

Lisa Hobelsberger ist Hebamme, Kinderkrankenschwester, Mutter – und
Pionierin! Sie war die erste Hebamme, die eine eigene Praxis gründete, in
der Hebammen angestellt und nicht mehr freiberuflich tätig waren.

Erfahre mehr zu Lisa Hobelsberger ->

Wochenbett Definition: Was umfasst das Kindbett?

Die ersten 8 Wochen nach der Geburt stellen die Zeit eures Wochenbettes dar und das darf nach der überwältigenden Zeit der Schwangerschaft und vor allem der Geburt auch gebührend zelebriert werden.

Die Abgrenzung zwischen Früh- und Spätwochenbett ist für Dich und Dein Umfeld wichtig, denn gerade das Frühwochenbett ist besonders geprägt von Hormonveränderungen, Kennenlernen Deines Babys, das Wahrnehmen und Strukturieren eurer neuen Situation und die Regeneration Deines Körpers. Nach den ersten zehn Tagen seid ihr schon ein bisschen eingegroovt und über die größte Umstellung hinweg. Dann beginnt das Spätwochenbett und geht bis zu 8 bis 12 Wochen nach der Geburt.

mutter-und-saeugling-in-wochenbett

Nicht umsonst heißt das Wochenbett Wochen!BETT! (lat. Puerperium), denn das ist der richtige Platz, um alle Veränderungen, die ein Baby mit sich bringt, anzunehmen, zu regenerieren und zu genießen. Gerade für wuselige Mamas ist die Vorstellung erst einmal seltsam, so lange und so viel Zeit im Bett zu verbringen. Aber Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Fluge, vor allem mit einem guten Buch oder Elternliteratur. Dein Körper braucht diese Zeit um zu heilen, damit Du auch in Zukunft keine Probleme mit dem Beckenboden oder Deiner Geburtsverletzung hast. Und nicht zu unterschätzen ist, wieviel Zeit das Stillen und euer Baby braucht. Der damit verbundene Energieaufwand darf gerne durch einen täglichen Mittagschlaf ausgeglichen werden.

Passende Artikelempfehlungen:

Mein Tipp für Deine Wochenbettregel: 1 Woche im Bett, 1 Woche um das Bett herum, 1 Woche im Haus, 1 Woche um das Haus herum und dann erst geht es frühestens raus.

Die Bedeutung des Wochenbetts: Körperliche und emotionale Veränderungen nach der Geburt

Der Wochenfluss

Die Haftstelle der Plazenta in Deiner Gebärmutter braucht bis zu 6 Wochen um zu heilen, deshalb blutest Du. Der Wochenfluss ist zuerst blutig und frisch und ändert im Laufe der Zeit seine Farbe, Konsistenz und Menge, bis er dann ganz versiegt. Regelmäßiges Wechseln der Binden, Abspülen und “Lüften” trägt zu Deinem Wohlbefinden bei und pflegt.

Die Rückbildung der Gebärmutter

Deine Gebärmutter beginnt sofort nach der Entbindung ihre Arbeit und bildet sich zurück, und erreicht ihre Ursprungsgröße und ihren Ausgangsplatz hinter Deiner Symphyse bereits nach 7 bis 10 Tagen.
Was für eine geniale, schnelle Arbeit Dein Körper da macht!

Die Geburtsverletzungen

Egal ob Du einen Dammriss oder Dammschnitt oder eine Kasierschnittnaht hast, all diese Verletzungen brauchen Zeit, Ruhe, Luft und Liebe, um zu heilen. Maßgeblich unterstützt wird dies, wenn Du Druck von der jeweiligen Stelle nimmst und viel liegst.

Papammunity Linktipp: „Geburt per Kaiserschnitt – Unser Erfahrungsbericht

Nach maximal 4 Wochen haben sich die Fäden aufgelöst, Dein Gewebe ist aber schon nach ein paar Tagen wieder gut adaptiert und zusammengewachsen.

Das Stillen und die Brüste

Egal ob Du schon einmal gestillt hast oder Dein erstes Baby geboren hast, die Hormonumstellung, der Milcheinschuss und das Stillen dürfen sich erst einmal einspielen. Sowohl Du als auch Dein Baby brauchen Zeit und viel Übung.

mutter-stillt-baby-in-wochenbett

Förderlich ist hierbei viel Ruhe und Körperkontakt, am besten nackig kuschelnd im Bett und ohne Störungen, die Dich unentspannt machen. Kommuniziere Deine Bedürfnisse hier deutlich Deinem Partner bzw. Familie gegenüber und definiert eine klare Rollenverteilung.

Eure neue Familienzeit – Kennenlernen als Familie

Deinem Baby gibt nichts mehr Sicherheit und Vertrauen, als (nackig) bei Dir zu sein, im Tragetuch oder kuschelnd im Bett. Das ist der richtige Ort für die ersten Lebenswochen, um sich sicher zu fühlen in der für Dein Baby ganz neuen Welt. Der Körperkontakt kann auch von einer anderen nahem Bezugsperson genossen werden, sodass Du auch etwas Me-Time bekommst oder zumindest in Ruhe duschen und essen kannst. Nutze diese wo wichtige Zeit, reflektiere und bestaune Dich, was Dein Körper für Wunder vollbringt.

Lesetipp: „Die ersten Wochen mit Baby aus der Papa-Perspektive

Diese Körpernähe baut Verbindung und Beziehung auf und es gibt nicht zu viel Körperkontakt, der Dein Baby „verwöhnen“ kann. Immerhin kennt Dein Baby aus der Schwangerschaft 24/7 den Kontakt zu Dir. Selbst wenn es nur 18 Stunden pro Tag Körperkontakt braucht, ist das doch deutlich weniger.

Sowohl ihr Eltern, als auch die Geschwister brauchen einige Wochen bis Monate, um das neue Plätzchen in der Familie zu finden. Dafür brauchen alle viel Liebe und Einfühlungsvermögen. Hört euch zu, gebt euch Zeit, nehmt euch ernst und legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Kommunikation ist hierbei ein wichtiger Schlüssel.

Nicht zu unterschätzen sind auch die lieben Hormone, die manchmal einen wahren Zirkus veranstalten und weswegen das ein oder andere Tränchen fließt- das ist ok, Du darfst es annehmen und wissen, dass sie sich bald einspielen werden.

Tag und Nacht

Dein Baby kennt keinen Tag-Nacht-Rhythmus, sondern braucht Dich immer gleich viel. Macht es euch tagsüber gemütlich und haltet die Abläufe einfach, damit ihr Ressourcen habt für eine wache und anstrengende Nacht. Und vergiss den Mittagsschlaf nicht!

Enger und weiter Familienkreis – Tipps für den Umgang während des Wochenbetts

Natürlich will jeder euch beglückwünschen und euer neues Familienmitglied kennenlernen.

Doch wann für welchen Besuch der richtige Zeitpunkt ist, entscheidest vorrangig Du! Hier ein paar Tipps, worauf Du während der Zeit im Wochenbett im Umgang mit Verwandten und Freunden achten solltest:

  • Nimm Hilfe vom Partner, Verwandten und Bekannten an und genieße, dass Du umsorgt wirst.
  • Äußere explizit, was Du brauchst und Dir wünschst. Viel besser als das 8. Kuscheltier fürs Baby zur Geburt sind Gutscheine für Wäsche machen, einkaufen, Kuchen backen, Hausputz oder was Dir sonst guttut bzw. Deinem Wochenbett geschuldet liegen bleibt.
  • Eine ausgewogene, nährreiche und gesunde Ernährung ist wichtig im Wochenbett, damit Du schnell wieder zu Kräften kommst und Energie für Dein Baby und das Stillen hast.
  • Deshalb ist es auch wichtig, genau zu äußern, welcher Besuch guttut und welcher belastet. Klärt das am besten schon in der Schwangerschaft und kommuniziert es nach außen.
  • Der Partner ist in dieser Zeit der „Anwalt“ der Familie, der auch kurzfristig Besuche absagt, moderiert und managed.

Und die wichtigste Regel für Familie und Freunde während des Kindbettes: Der Besuch kommt zur Unterstützung, bringt etwas mit und kommt nicht, um das Baby zu halten (wenn Du Dich damit nicht wohl fühlst). Auch wenn es noch so schön für Oma, Opa und Freunde ist.

Zusammenfassung

Das Wochenbett ist eine wundervolle, herausfordernde, bezaubernde, tränenreichen Zeit, die viel Potential birgt, sich und alle Familienmitglieder noch einmal neu kennenzulernen.

Während dem Kinderbett habt ihr als Neu-Eltern die Möglichkeit, euch neu zu organisieren, das wirklich Wichtige im Leben in den Mittelpunkt zu stellen und täglich über euch hinaus zu wachsen.

Nehmt euch diese Zeit ganz bewusst mit allen Höhen und Tiefen und genießt das Zusammenwachsen als Familie. Mit ehrlicher Kommunikation verhinderst in erster Linie Du, als Mutter, etwaige Wochenbett Depressionen. Nimm Deinen Partner mit in die Verantwortung.

Liebe Grüße, Lisa.

Verpasse keinen Beitrag mehr im Papammunity Elternblog indem Du einfach unseren WhatsApp Kanal abonnierst!

Schreibe einen Kommentar