Hurra, ich bin Papa! Die Reise zu mir selbst

Ich wusste gar nicht, wie wenig ich mich selbst kenne, bis ich Vater wurde. Kinder sind bekanntlich ein Spiegel unserer selbst und begegnen uns mit unbekümmerter Ehrlichkeit. Wie sich das auf mein Vatersein auswirkt und wie viel ich jeden Tag über mich selbst lerne, berichte ich in diesem Beitrag.

Hallo Vaterschaft

Die Geburt des eigenen Kindes, besonders beim ersten Kind, löst auch bei uns Vätern jede Menge Emotionen aus. Wenn ich an die Geburt unseres Sohnes zurückdenke, kommen mir vor Freude, Dankbarkeit und puren Glücksgefühlen immer noch die Tränen in die Augen.

Die Vaterschaft macht etwas mit dir, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Die Vorfreude, das Bangen, das Gefühl von Hilflosigkeit während der Schwangerschaft der Partnerin. Der Trubel der Geburt. Der erste Schrei deines Neugeborenen im Kreißsaal, der direkt Dein Herz trifft und ein Band schafft, das ein Leben lang hält. So erging es mir zumindest und vielen meiner Freunde, die Väter geworden sind ebenfalls.

Es ist nicht alles rosarot

Doch die Vorstellung und Realität gehen nicht immer Hand in Hand. Gerade beim ersten Kind ist die Lernkurve steil, der Erfahrungsschatz gering, was den Familienalltag zu einer echten Herausforderung werden lässt.

Ich habe hier (zwangsläufig) viele neue und wichtige Erfahrungen sammeln können, die auch ein wesentlicher Teil unseres Papammunity Elternblogs sind. Das Wichtigste für mich war und ist hierbei, den Lernprozess anzunehmen und sich selbst einzugestehen, dass man als Elternteil Neuland betritt. Niemand hat das Elternsein erfunden und wir alle machen, dank der Individualität und Persönlichkeit unserer Kinder, ganz eigene Erfahrungen, bei denen wir eben auch sehr viel über uns selbst lernen (können).

Ich muss mir immer wieder bewusst machen, dass jedes Kind seinen eigenen Kopf, seine eigene Persönlichkeit hat und ein gleichberechtigtes Familienmitglied ist. Der Unterschied ist, dass die Bedürfnisse im Tagesablauf auseinander gehen und wir als Eltern hier die Aufgabe haben, allen Bedürfnissen gerecht zu werden, um einen harmonischen Familienalltag zu gewährleisten.

Offen für neue Erfahrungen und Selbstreflexion

Die Erkenntnis zu erlangen, dass ich nicht perfekt bin und zwar Vorbild für mein Kind sein möchte, aber im Grunde auf keinen Erfahrungsschatz zurückgreifen kann, hat mich schleichend in den ersten Jahren des Vatersein erlangt.

Oft gerate ich in die Situation, von oben herab erziehend auf unser Kind einwirken zu wollen, was komplett am Ziel vorbei führt. Leider gibt es diese Situationen vielfach am Tag.

  • Es beginnt morgens mit dem Aufstehen und der Routine des Anziehen und Zähneputzen, um pünktlich im Kindergarten zu sein. Ich erwarte, dass alles reibungslos abläuft, wohl wissend, dass dies nur selten der Fall ist. Entsprechend liegen oftmals morgens schon die Nerven blank, wenn ich die fortschreitende Uhr sehe und im Hinterkopf schon der Arbeitstag anklopft.
  • Über den Tag verteilt ist es hier aufgrund von Job und Kindergarten entsprechend weniger präsent, auch wenn mir die Themen rund um den Familienalltag im Kopf herumschweben und einen gewissen dauerhaften Stressfaktor im Unterbewusstsein mit sich bringen (Mental Load lässt grüßen…).
  • Nachmittags bzw. abends versuche ich dann den Spagat zur ausgewogenen Work-Life-Balance zu meistern, indem ich möglichst schnell den beruflichen Stress abschüttel und nichts weiter als Vater und Ehemann bin. Aber auch hier gehört es zum Familienleben schlichtweg dazu, dass es immer mal wieder zu Konfrontationen kommt. Dies kann sich bei unterschiedlichen Vorstellungen der Tischmanieren ausdrücken oder mit Beginn der Abendroutine. Bei einem Kleinkind ist der nächste Tobsuchtsanfall meist nur eine Winzigkeit entfernt. Das Brot falsch geschnitten oder belegt, das Spielen hinauszögern, um nicht ins Bett zu müssen oder der Lieblingsschlafanzug ist in der Wäsche.

All das fordert meine bzw. unsere Nerven aufs Äußerste und lässt mich ein ums andere Mal toben. Aber damit ist Schluss! Denn wir möchten unser Kind nicht erziehen, sondern ihm als Leitplanke dienen. Wir wollen ihm eine Richtung mit auf seinen Weg geben, der Werte enthält, die wir als wichtig erachten, aber genügend Raum lassen, dass sich unser Sohn frei entfalten kann. Er soll seine eigene Persönlichkeit entdecken und entwickeln, ohne etwas zwangsläufig zu machen, weil wir es von ihm verlangen.

Fehler erkennen und annehmen

Andererseits: Zum Glück gibt es viele dieser Situationen am Tag. Denn jedes Mal, wenn ich als Vater die Grenze überschreite und die Geduld verliere, laut werde und mit meinem Verhalten ein schlechtes Vorbild für mein Kind bin, ist dies ein Signal an mich. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass mein Verhalten falsch ist und ich meinem Kind Angst mache. Ich möchte ein aktiver, liebevoller und geduldiger Vater sein, der seinem Kind Raum zum Entfalten lässt und mit ihm auf Augenhöhe kommuniziert. Nur so schaffen wir es, unsere Erfahrungen und Vorstellungen des Elternsein an unsere Kinder weiterzugeben. Jeder Ärger bietet die Chance, sich selbst und sein Verhalten zu reflektieren, immer wieder aufs neue, als Teil einer Lernkurve, der man sich bewusst werden muss:

  • Welcher Vater möchte ich sein?
  • Welches Vorbild möchte ich für mein Kind sein?
  • Welche Werte möchte ich meinem Kind mit auf den Weg geben?
  • Wie kann ich ein noch besserer Vater werden?

Meine 3 Tipps, um sich als Vater auf die Elternschaft vorzubereiten

Ich bin, wie viele Väter möchte ich behaupten, ziemlich naiv und unbedarft in die Vaterschaft gegangen. Ich habe es auf mich zukommen lassen und rückblickend muss ich sagen, dass ich es jetzt anders machen würde.

  1. Literatur: Klingt erstmal lame, kann ich aber nur jedem werdenden Vater absolut ans Herz legen. Lest ein, zwei Bücher, die Eltern auf ihre Rolle vorbereitet. Es gibt einige richtig gute Bücher, von denen die zukünftigen Eltern definitiv profitieren werden. Unsere beliebtesten Literaturtipps für Eltern haben wir für Dich zusammengefasst aufgelistet.
  2. Beteiligt euch: Vater zu werden beginnt im Grunde mit dem Kinderwunsch und der erfolgreichen Schwangerschaft. Seid also von Beginn an ein gleichberechtigter Teil. Interessiert euch und lasst euch auf die vielen Neuen Dinge ein. Ich fand es faszinierend und habe es geliebt, meine Frau zu allen Frauenarztbesuchen zu begleiten, die Entwicklung zu verfolgen, mit zu fiebern und somit so nah wie möglich dran zu sein.
  3. Kommunikation & Organisation: Tauscht Dich mit Deiner Partnerin aus. Wie stellt ihr euch das Elternsein vor? Welches Rollenverständnis habt ihr?Während Deine Partnerin schwanger ist, obliegt Dir die Organisation rund um Elterngeld, Geburtsurkunde, Baby Erstausstattung etc. Und am wichtigsten: Nimm Elternzeit! Informiert euch frühzeitig, welches Modell für euch machbar ist und versuche, das Maximum an Elternzeit rauszuholen. Die Zeit ist einzigartig, voller wunderschöner Erinnerungen und die Basis eurer Vater-Kind-Bindung.
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Fazit

„Vater Werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr…“ – Ja, da ist durchaus etwas dran. Gerade wenn man, wie ich, recht blind die neue Rolle annimmt und von seinem Kind auf den Boden der Tatsachen geholt wird.

Ich beobachte seit einigen Jahren eine tolle Entwicklung in der Gesellschaft. Themen wie klassische Rollenverteilung verlieren mehr und mehr an Bedeutung, wohingegen viele Paare großen Wert auf eine ausgewogenen Work-Life-Balance legen und Väter Teil der aktiven Vaterschaft sein wollen.

Dazu passt es, dass wir als Eltern Fehler machen und uns dieser Fehler bewusst werden. Ich bin jeden Tag wieder erstaunt, wie viel ich durch meine Vaterschaft über mich lerne und daran wachse. Als Mensch, als Partner und eben als Papa eines wundervollen Kindes.

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Das Papammunity-Team

Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.

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