Phasen der Pubertät – 10 hilfreiche Tipps für Eltern

Jungs in der Pubertät – das ist oft eine Herausforderung. Aber nicht nur für die Jungs, sondern auch für uns Eltern! In diesem Ratgeber bekommst Du wichtige Infos in Form von 10 Tipps über die Zeit des Wandels, was Dich in welchen Phasen der Pubertät Deines Sohnes erwartet und, wie Du Deinen Knopf bestmöglich durch diese Zeit begleiten kannst.

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Über die Autoren

Anton Wieser und sein Sohn Max sind die Autoren dieses Gastartikels. Anton ist Jungencoach und leitet mit Männers Erlebniscamps für Väter und Söhne. Mit Boys Up betreibt er zusätzlich ein Online Magazin und hat in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Max den gleichnamigen Pubertäts-Guide für Jungs ab 11 Jahren geschrieben.

Eben war er noch Dein fröhlicher Junge mit seinem Dauergrinsen im Gesicht und plötzlich sitzt da ein schweigsamer oder total überheblicher Teenie. Statt dem Dauergrinsen lachen Dich nun Pickel auf Stirn und Wange an. Wenn Jungs sich auf den Weg machen und vom Kind zum Erwachsenen mutieren, kann das für alle Beteiligten viel Stress bedeuten. Und mit allen Beteiligten ist auch Dein Sohn gemeint.

Es ist nicht leicht erwachsen zu werden, die Zeiten sind andere als damals, als wir noch Jugendliche waren. Der Körper verändert sich, wir als Eltern sind plötzlich super peinlich und Diskussionen stehen gefühlt an der Tagesordnung. Die Pubertät sorgt nicht nur bei den Jungs für Chaos im Kopf – auch wir Eltern sind oft total ratlos. Aber keine Panik! Es hilft, sich erstmal ein Bild zu machen, was da überhaupt abgeht.

Wann und wie starten die Phasen der Pubertät bei Jungs?

Bei Jungs geht das Ganze etwas später los als bei Mädchen. Zwischen neun und 14 Jahren fängt der Körper plötzlich an, ordentlich Testosteron zu produzieren. Das Erste, was sich verändert, ist der Körper: Mit ungefähr zehn Jahren fangen die Hoden an zu wachsen. Warum? Damit sie ordentlich viel Testosteron produzieren können. Gleich danach wird der Penis erst länger dann auch dicker. Der Körper Deines Sohnes ist auf dem Weg zur Geschlechtsreife, einem wichtigen Zweck der Pubertät.

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Die Phasen der Pubertät sorgen für reichlich Veränderungen bei Deinem Kind

Um das zwölfte Lebensjahr sprießen dann die ersten Schamhaare, und die Körperbehaarung nimmt generell zu – auch im Gesicht. Durch die erhöhte Talgproduktion der Haut leiden viele Jungen unter unreiner Haut. Von einzelnen Pickeln bis zur ausgewachsenen Akne kann alles sein. Etwa mit 13 oder 14 kommt dann der Stimmbruch und bis er 20 ist, hat sich seine Muskelmasse und Knochendichte verdoppelt. Ganz schön viel los, oder?

Nochmal zurück zum Testosteron: es ist nicht nur dafür verantwortlich, dass der Körper sich den eines Mannes verwandelt, auch das Gehirn verändert sich. Und auch die Emotionen der Jungs werden ordentlich durcheinandergewirbelt. Es gibt Phasen der Pubertät, in denen Streit und Wutausbrüche vorprogrammiert sind. Das Erwachsenwerden ist eben kein Spaziergang, weder für den Körper noch für den Kopf. Kein Wunder, dass Jungs in der Pubertät oft mehr Schlaf brauchen – daher kommt auch das ewige Problem, sie morgens aus dem Bett zu kriegen!

Lesetipp – wie alles beginnt: „Wackelzahn Pubertät – Was Eltern wissen sollten

Warum sind Jungs in der Pubertät wie sie sind?

Lass uns ehrlich sein: Manchmal fragt man sich, ob die Jungs einfach nur anstrengend sein wollen. Die Antwort? Nein! Es steckt viel mehr dahinter – und zwar ein gutes Stück Biologie und eine ordentliche Portion „Laune der Natur“. Sie können oft nicht anders. Was während diesen Phasen der Pubertät dafür verantwortlich ist, schauen wir uns im Folgenden an.

Was passiert im Gehirn?

Das Gehirn eines Jungen ist während der Pubertät – also ab etwa 12/13 Jahren – wie eine Baustelle. Jede Menge Zellen und Verbindungen verändern sich, damit die kognitiven Fähigkeiten sich weiterentwickeln können. Aber, und hier kommt der Knackpunkt: Der Teil des Gehirns, der für vernünftiges Handeln, das Einschätzen von Gefahren und die Selbstwahrnehmung zuständig ist (präfrontaler Cortex), bildet sich als letztes aus. Das heißt, sie wissen manchmal nicht mal, dass sie gerade Mist bauen oder sich komplett daneben benehmen. Sie sehen die Welt anders – und das führt oft zu Leichtsinn und Chaos. Alleine das zu wissen, kann für eine Menge Entspannung in der Eltern-Sohn-Beziehung und im Miteinander sorgen.

Und hier die harte Wahrheit: Das kann bis Mitte 20 dauern, bis dieser Teil seines Gehirns vollständig entwickelt ist. Also, bevor Du Dich fragst, warum Dein Sohn so handelt, wie er es tut – es ist buchstäblich Gehirnbaustelle.

Der Abnabelungsprozess – und warum Eltern plötzlich so nerven

Nicht genug damit, dass das Gehirn eh schon verrückt spielt, kommt noch etwas dazu: Die Jungs fangen an, ihre eigenen Werte zu entwickeln. Klar, dass dabei erstmal die Meinung der Eltern nicht mehr zählt. Schließlich muss man sich ja abnabeln. Dabei geht’s nicht um Rebellion um der Rebellion willen, sondern darum, eine eigene Identität zu finden. Natürlich knallt das manchmal innerhalb der Familie, weil Dein Sohn eigene Wege gehen will. Und eine eigene Identität bedeutet, dass der Weg nicht Deiner sein kann. Dass es da schon mal krachen kann, ist klar, oder?

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Die Phasen der Pubertät sind nicht immer leicht, tragen aber maßgeblich zum Erwachsenwerden bei

Freunde statt Eltern – warum die Clique plötzlich wichtiger wird

Und als wäre das nicht schon genug: Statt auf uns Eltern zu hören, orientieren sich Jungs jetzt lieber an ihren Freunden, der Peergroup. Denn da finden sie Bestätigung, Zugehörigkeit und ein Gefühl von „Ich gehöre dazu“. Das ist wichtig für ihr Selbstwertgefühl und hilft ihnen, herauszufinden, wer sie eigentlich sind. Du bist zwar nicht mehr die Nummer eins in seinem Leben, aber keine Sorge: Das ist nur eine der Phasen der Pubertät.

Wie Du Deinen Sohn am Besten in dieser schwierigen, aber umso spannenderen Phase seines Lebens begleiten kannst, wie Du ihn bestmöglich unterstützt, teilen wir in den folgenden 10 bewährten Tipps mit Dir:

10 Tipps für Eltern für die Phasen der Pubertät

1. Mach Dir klar, wer Du bist

Ja, der Abnabelungsprozess ist hart – aber er ist völlig normal. Und er ist doch super wichtig. Möchtest Du, dass Dein Sohn mit 35 oder 40 Jahren immer noch an Deinem Rock- bzw. Hosenzipfel hängt?

Dein Sohn entwickelt sich in der Pubertät zu einem eigenständigen Menschen. Das heißt auch, Du bist nicht mehr die erste Anlaufstelle für alle seine Sorgen, Nöte, aber auch Freuden und Geheimnisse. Klingt bitter? Vielleicht. Ist aber so. Die Realität ist: Du bist nicht sein bester Kumpel, sondern sein Erziehungsberechtigter. Es ist nicht Deine Aufgabe, die Freundschaft zu pflegen, sondern ihn zu begleiten und unterstützen, auch wenn er gerade seine eigenen Wege geht. Hey, durch Fehler lernt er!

2. Unterstütz ihn – aber ohne zu nerven

Pubertät ist für ihn kein Zuckerschlecken, auch wenn Dein Sohn das mit seiner „mir doch egal“-Attitüde gern überspielt. Innerlich fühlen die meisten Jungs sich unsicher, und der Hormoncocktail sorgt für noch mehr Chaos. Klar, Dein erster Instinkt ist es, ihm Ratschläge zu geben, aber rate mal: Die will er nicht hören. Stattdessen lass ihn wissen, dass Du für ihn da bist, wenn es brennt und er quatschen will – und bitte ohne die nervigen Weisheiten à la „Als ich in Deinem Alter war…“. Spoiler: Das interessiert ihn null und bringt ihn auch nicht weiter.

3. Chill mal – Gefühlsausbrüche sind keine Kriegserklärung

Dein Sohn wird sich garantiert mal aufführen wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch. Das gehört dazu. Also lass Dich davon nicht provozieren. Die Hormone spielen verrückt, und das Gehirn hat alle Hände voll zu tun, da muss der Rest halt erstmal hinterherhinken. Wenn er nach einer Diskussion einfach in sein Kinderzimmer abhaut, lass ihn. Ruhe ist manchmal das beste Mittel gegen Streitereien – vor allem, wenn die Hormonstürme toben. Da hilft es nicht, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Nimm seine Eskapaden nicht persönlich, sie entstammen der Situation.

4. Schau genau hin – ohne jeden seiner Schritte zu kontrollieren

Jungs in der Pubertät lieben es, Dinge auszuprobieren – und das kann schon mal in heikle Bereiche wie Alkohol oder Drogen abdriften. Klar, allein der Gedanke lässt Dich innerlich schreien. Aber jetzt komplett auf Kontrolle zu schalten wird nur dazu führen, dass er sich noch mehr von Dir abwendet. Beobachte ihn lieber genau, sprich vorsichtig an, wenn Dir etwas komisch vorkommt, und sei selbst ein gutes Vorbild. Wenn Du Dir ein Feierabendbier nach einander einschenkst, kommt „Alkohol ist böse“-Gerede halt nicht so glaubwürdig rüber, oder? Vertraut als Eltern in eure Erziehung!

5. Kritik – aber richtig

Wenn Dein Sohn Mist gebaut hat, sollte er das natürlich auch wissen. Aber wenn Du mit der vollen Wucht die „Du hast versagt“-Keule schwingst, macht er emotional dicht. Kritik an Jungs in den Phasen der Pubertät ist schwierig, denn ihr Ego ist jetzt oft ziemlich wackelig. Da bringt es nichts, auch noch auf seinem Selbstwert herumzuklopfen. Besser ist es, ruhig zu erklären, warum Dir eine bestimmte Situation Sorgen macht. Statt „Du bist immer so verantwortungslos“ lieber „Ich mache mir Sorgen, dass…“. Damit nimmst Du ihm den Wind aus den Segeln und lässt ihn nicht in die Abwehrhaltung gehen.

Lesetipp: „So verfasst Du einen Liebesbrief an Dein Kind

6. Zeig Vertrauen – er muss seine eigenen Fehler machen

Es mag schwer sein, aber hör auf jede Entscheidung für Deinen Sohn zu treffen. Klar, Du willst ihn vor den größten Dummheiten bewahren. Fakt ist: Er muss Fehler machen, um daraus zu lernen. Verantwortung übernehmen ist eine der wichtigsten Lektionen im Leben und das klappt nur, wenn er auch mal selbst gegen die Wand läuft. Ich sage in meinen Coachings zu Eltern oft: „Du kannst aus den Steinen, die Dein Sohn sich selbst in den Weg legt eine Mauer zwischen ihm und Dir bauen. Indem Du sie ihm wegräumst, bevor sie da sind. Oder aber eine Brücke zwischen ihm und Dir. Wenn Du ihn auch mal Fehler machen lässt und da bist, sollte es echt krachen und er Deine Hilfe braucht. Also lass ihn Entscheidungen treffen, ermutige ihn dazu – und wenn er sich unsicher fühlt, kann er ja immer noch bei dir anklopfen. Aber bitte, erdrück ihn nicht mit „Ich weiß es besser!“-Ratschlägen.

7. Besprich das Thema Männlichkeit

Viele Jungs glauben, sie müssen sich wie kleine Machos aufführen, um in der Clique cool zu sein. Zeit für ein Reality-Check! Mach ihm klar, dass Männlichkeit nicht bedeutet, Gefühle zu verstecken oder den harten Typen zu spielen. Sag ihm, dass wahre Stärke nichts mit irgendwelchen veralteten Klischees zu tun hat. Gefühle zeigen ist genauso „männlich“, wie ab und zu die Tränen laufen zu lassen. Denn Coolness kommt von Selbstbewusstsein und Resilienz – und das wächst nicht durch Muskelprotze oder Macho-Sprüche.

8. Stell Regeln auf – und halte Dich dran!

Regeln sind wichtig, sonst tanzt er Dir irgendwann auf der Nase rum. Aber hier kommt’s: Lass ihn mitreden! Ab 11/12 Jahren ist das wichtig, weil er nur dann auch die Verantwortung übernehmen kann. Es wird zu seiner „Regel“ und wird ihm nicht aufdiktiert. Klar, am Ende hast Du das letzte Wort, aber wenn alle seine Freunde bis 21 Uhr draußen bleiben dürfen und er nur bis 18 Uhr, dann sei zumindest bereit mit ihm darüber zu reden. Kompromisse können Wunder wirken, um Frust zu vermeiden. Einmal aufgestellte Regeln sollten dann aber auch konsequent eingehalten werden. Keine Ausnahme nur weil Du müde bist oder die Diskussion gerade nervt.

9. Respektiere seine Privatsphäre – auch wenn’s schwerfällt

Ja, Dein Sohn entdeckt jetzt seinen Körper und irgendwann auch seine Sexualität. Das gehört zu den Phasen der Pubertät dazu. Akzeptier das, auch wenn es vielleicht unangenehm ist. Klopf an, bevor Du in sein Zimmer platzt, und lass ihm Raum für sich. Ach, warte auch, bis er „Komm rein“ sagt. Und noch was: Bombardier ihn nicht mit zu vielen Fragen über sein Liebesleben. Wenn er darüber reden will, wird er das tun – aber das sollte von ihm kommen.

10. Teile Deine eigenen Erfahrungen – ohne Zwang

Erinnerst Du Dich noch an Deine Pubertät? Dann erzähl ihm ruhig mal von Deinen eigenen peinlichen Momenten oder Unsicherheiten. Das zeigt ihm, dass er nicht allein ist mit diesem Chaos in Kopf und Körper. Aber wichtig: stülpe bitte nicht Deine Erfahrungs-Glocke Deiner Pubertät über Deinen Sohn. Hey, da liegt eine ganze Generation dazwischen. Seine Pubertät ist eine andere, als Deine es war.

Fazit: Bewahre die physische Vertrautheit – auch wenn er es nicht zugibt

Ja, Dein Teenie-Sohn will sich abnabeln, aber das heißt nicht, dass Du ihn plötzlich wie einen Fremden behandeln solltest. Auch wenn er manchmal so tut, als wäre eine Umarmung das Peinlichste auf der Welt, schätzt er Deine Nähe meistens mehr, als er zugibt. Also, umarme ihn regelmäßig – lass nicht zu, dass es sich irgendwann komisch anfühlt, Deinen eigenen Sohn in den Arm zu nehmen. Und wenn er sich gegen die Umarmung wehrt? Kein Problem, dann gibt’s halt ein High-Five, einen Faust-Stupser oder ein freundschaftliches Haare-Zerzausen. OK, das vielleicht besser nicht, haha!

Diese kleinen Gesten sind Goldwert, um die körperliche Verbundenheit aufrechtzuerhalten. Auch wenn er dabei die Augen verdreht – innerlich freut er sich trotzdem. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es durchaus ein Spagat ist, sein Kind durch die Phasen der Pubertät zu begleiten. Mit unseren Tipps wirst Du zum einen euer Elternsein erleichtern und zum anderen Deinem Sohn eine wichtige Säule auf dem Weg zum jungen Erwachsenen sein.

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Das Papammunity-Team

Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.

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