Resilienz haben wir alle schon mal gehört, aber haben wir sie tatsächlich auch oder nicht. Und wenn nicht – wo bekomme ich diese her? In Christine Broggiato’s Gastartikel geht es genau darum, wie Eltern Resilienz für sich im Familienalltag finden können. Dazu erläutert sie drei Tipps, die für mehr Ausgeglichenheit im Alltag sorgen.
Inhaltsverzeichnis – Deine Mehrwerte in diesem Artikel
Was ist Resilienz?
Resilienz bedeutet, dass wir auch in schwierigen Situationen auf innere Ressourcen zurückgreifen können und stark bleiben bzw. sogar gestärkt aus der Situation wieder hervorkommen. Herausforderungen werden so zum Entwicklungsbooster. „What doesn’t kill you makes you stronger”, sozusagen.
Mit Resilienz ist darüber hinaus die eigene Widerstandsfähigkeit gemeint, mit der wir uns im stressigen und oftmals hektischen Alltag auseinandersetzen. Ein wesentlicher Teil ist dabei auch unsere mentale Gesundheit sowie das Zusammenspiel als Elternpaar, aber auch als Familie.
Gelingt es uns, unsere Anpassungsfähigkeit bei all den elterlichen Herausforderungen, gepaart mit beruflichem Stress, ins Positive zu rücken, stärken wir damit nicht nur uns selbst, sondern auch das Familienleben.
Im Familienalltag sind wir am laufenden Band mit herausfordernden Situationen konfrontiert, beispielsweise:
- Das Baby schreit und jeglicher Beruhigungsversuch scheitert
- Das Kleinkind will sich nicht anziehen, wenn man schon zu spät dran ist
- Die Nacht wurde dank Zahnungsschmerzen oder Infekten zum Tag gemacht
- Die Deadline auf der Arbeit wird verpasst, weil man wieder mal mit einem trotzenden Kind im Supermarkt festhängt
- Die generelle Work-Life-Balance der Eltern fordert die Widerstandsfähigkeit
Nun können wir uns wünschen, dass diese Situationen nicht mehr auftreten.
Oder wir akzeptieren, dass Herausforderungen immer Teil des Lebens sind und überlegen uns stattdessen, wie wir zufrieden durch das Leben gehen können, auch wenn immer wieder Herausforderungen da sind.
Wie können wir als Individuen und auch als Familie gemeinsam Resilienz entwickeln, um ein ausgeglichenes Leben führen zu können? Welche Möglichkeiten gibt es, an uns zu arbeiten und den Alltag ins Positive zu rücken, um nicht zuletzt auch aktive Elternschaft zu leben.
Wichtig zu wissen in diesem Zuge sind die Resilienzfaktoren, die sich positiv und stärkend auf eine Person auswirken. Dazu zählen:
- Umweltfaktoren (die Familie, soziale Gemeinschaft, Kultur etc.)
- Personale Faktoren (das emotionale Verhalten in Beziehungen, eine positive Grundeinstellung, Widerstandsfähigkeit etc.)
- Prozessfaktoren (Alltagssituationen ins Positive wandeln, in Krisen Chancen erkennen etc.)
Zu den negativen Resilienzfaktoren zählen darüber hinaus unsichere Bindungen bzw. Beziehungen, eingeschränkte kognitive Fähigkeiten sowie die mangelnde Fähigkeit, sich selbst zu regulieren und auf Herausforderungen im Alltag entsprechend zu reagieren.
Im folgenden nun 3 Strategien, die die Ausgeglichenheit im Alltag fördern.
Resilienz stärken: 3 Wege für mehr Resilienz im Familienalltag
Diese drei Strategien können dabei helfen, Resilienz zu stärken und im Familienalltag aufzubauen, um sie darüber hinaus langfristig zu etablieren:
1. Planung ist Alles
Bedürfnisorientierung ist ein wichtiger Pfeiler für viele Eltern – sie wollen die Bedürfnisse ihrer Kinder stets lesen und perfekt befriedigen können.
Was dabei oft übersehen wird, ist, dass auch die Eltern Bedürfnisse haben. Als Familie könnt ihr euch erlauben, die Bedürfnisorientierung auf euch alle anzuwenden. Wer hat welche Bedürfnisse und welche sind gerade am Dringlichsten?
Klar kümmern wir uns in erster Linie um unsere Kids und wollen, dass sie glücklich sind.
Wenn wir uns als Eltern auch um unsere eigene Balance kümmern, machen wir unsere Kinder damit aber nicht unglücklich – ganz im Gegenteil.
Schafft euch einen gemeinsamen Eltern- oder Familien-Check-In, zum Beispiel jeden Sonntag Abend, und beantwortet einer nach dem anderen individuell die Fragen:
- Wie geht es Dir?
- Was möchtest Du in der kommenden Woche erreichen/tun?
- Was brauchst Du dafür?
Da als Familie ohnehin viel geplant und koordiniert werden muss, kann man das beispielsweise schön in die Wochenplanung mit einfließen lassen. Dadurch lässt sich Frust am Ende der Woche vermeiden á la “Eigentlich wollte ich diese Woche xyz erledigt haben, geschafft habe ich davon gar nichts. Das macht mich sauer und unglücklich.”
Schaffen wir es zu Beginn der Woche vorbereitet und mit einer Intention zu starten, erspart uns das einerseits Frust und ermöglicht andererseits, dass wir unsere Bedürfnisse beachten und unsere Ziele – welcher Art auch immer – besser erreichen können.
2. Ruheoasen schaffen
Resilienz kannst du nicht aufbauen, wenn du im Dauerstress lebst. Wir alle wissen es, die wenigsten setzen es um: Wir brauchen sowohl Anspannung, als auch Entspannung. Beides. Nur das eine oder nur das andere ist langfristig weder sinnvoll noch gesund. Wir wollen daher eine Balance schaffen und das braucht nun einmal Pausen und Ruhe.
Wie kannst du dir deine kleinen Ruheoasen im Alltag schaffen?
Zum einen, indem Du Dir Tipp #1 zu Herzen nimmst und in Absprache mit der Familie Deinen Bedürfnissen nachgehst und Dir Zeit für Dich nimmst. Zum anderen ist es allerdings unabdingbar, dass Du bzw. ihr euch als Paar und Familie im Klaren darüber seid, wie wichtig diese Auszeiten sind.
Wenn es dir darüber hinaus aber noch schwer fällt, diese Frage für dich zu beantworten, schafft Punkt 3 Abhilfe.
3. Prioritäten setzen
Wie zum Kuckuck soll ich mir in meinem hektischen Alltag überhaupt Ruheoasen schaffen, fragst du?
Nein, wir wollen nicht noch mehr in unsere gefüllten Kalender quetschen und noch effizienter werden, um irgendwo 5 Minuten Pause zu gewinnen.
Wir brauchen nicht mehr Effizienz oder Produktivität, um endlich Pause machen zu können.
Wir brauchen weniger. Weniger Aktivitäten, Aufgaben, Gedanken und Verantwortlichkeiten, damit wir Raum für Pausen haben. Die Frage ist, was wir weglassen können – nicht, was wir schneller machen können.
Was kannst du in deinem Alltag weglassen? Welche Aufgaben sind absolut wichtig und möchten von dir erledigt werden und welche sind es nicht?
- Welche Aufgaben müssen nicht unbedingt von Dir erledigt werden?
- Bei welchen Aufgaben reicht es, nur 80 % zu geben?
- Welche Aufgaben kannst Du delegieren?
- Welche Aufgaben kannst Du komplett streichen?
Vielleicht werden Emails statt innerhalb von 24h jetzt innerhalb von 3 Tagen beantwortet. Vielleicht wird die Wohnung immer nur zu 80% geputzt. Vielleicht wird das Putzen komplett ausgelagert. Vielleicht werden die Wocheneinkäufe jetzt von Oma und Opa gemeinsam mit den Kindern erledigt. Vielleicht werden keine Aufgaben mehr von Kollegen übernommen. Vielleicht wird Nein zu Einladungen gesagt, die eigentlich Energie zehren.
Was kannst du weglassen? Welche deiner inneren Vorgaben kannst du lockerer schnüren? Teile gerne Deine bzw. Eure Erfahrungen mit uns am Ende des Beitrags in einem Kommentar!
Zusammenfassung: Resilienz stärken für einen entspannteren Familienalltag
Resilienz in uns selbst aufzubauen ist die Basis dafür, Resilienz im ganzen Familiensystem, also auch in unseren Kindern, aufzubauen. Unsere Kinder lernen durch unser Vorleben und unser Sein, weniger durch unser Gesagtes oder Getanes.
„Der Erwachsene achtet auf Taten, das Kind auf Liebe.“ sagt uns ein indisches Sprichwort und erinnert uns daran, dass es doch letztlich weniger darum geht, wie gut man den Wäscheberg im Griff hat und mehr darum, wie echt und liebevoll wir uns selbst und unseren Kindern begegnen.
Über die Autorin
Christine Broggiato ist Mentaltrainerin und Gründungscoach für Frauen und Mütter, die sich selbstständig machen möchten. In ihrem Blog Mama Jama erzählt sie offen und ehrlich aus dem Mama-Alltag mit allen Ups and Downs. Ihre Vision ist es, so viele Frauen wie möglich darin zu bestärken, ihren eigenen, authentischen Weg zu gehen und wieder an sich zu glauben. Ihr Hintergrund liegt im Gründungscoaching, Entrepreneurship, Mentaltraining und Yoga.
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Das Papammunity-Team
Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.
Liebe Christine, vielen Dank für deinen hilfreichen Artikel. Wir haben einen fast 2 jährigen Sohn und das Familienleben forderst uns enorm heraus. Mir ist der Begriff Resilienz aus meiner Arbeit geläufig, aber diesen auf die Familie und gemeinsame Resilienz zu entwickeln, bin ich bisher nicht gekommen. Danke auch für die guten Tipps! Herzliche Grüsse Mihaly