Das Lesen lernen gehört für Kinder zu einer der wichtigsten Erfahrungen ihrer Kindheit. Mit der Fähigkeit, Buchstaben zu Wörtern und zu ganzen Sätzen zusammenzusetzen, lässt sie in eine völlig neue Welt eintauchen. In diesem Artikel stellt Dr. Herbert Endres CLELO vor und gibt Eltern 4 inspirierende Tipps für erfolgreiches gemeinsames Vorlesen.
Inhaltsverzeichnis – Deine Mehrwerte in diesem Artikel
Herbert Endres kommt aus Regensburg – ist Ehemann und Vater von drei Töchtern. Er arbeitet als Professor an der Technischen Universität Chemnitz und ist Experte für Marketing, Marktforschung & Digitale Innovationen. Herbert war vor seiner Habilitation mehrere Jahre lang in leitenden Positionen im Marketing und Innovationsmanagement in der Industrie tätig. Vor knapp vier Jahren gründete er die gemeinnützige Organisation CLELO und arbeitet seither mit einem kleinen Team an der Verwirklichung seiner Mission: Jedem Kind das Lesenlernen zu erleichtern und ihnen Freude am Lesen zu schenken.
„Gemeinsames Vorlesen ist für mich nicht mehr wegzudenken! Warum das so ist und was meine Tipps sind, erzähle ich euch hier.„
– Dr. Herbert Endres, Gründer von CLELO
Vorlesen – Weshalb das Üben zuhause so wichtig ist
Für die bestmögliche Bildung reicht das Lernen in der Schule oft nicht aus. Schon immer war eine zusätzliche Förderung der Kinder zuhause sinnvoll, aber besonders in der heutigen Zeit, wird sie zunehmend unerlässlich.
Studien wie die PISA und die Iglu Studie zeigen, dass die Lesekompetenz von Schüler:innen leider immer weiter abnimmt. Größer werdende Schulklassen, Lehrermangel und unser leider an vielen Stellen in die Jahre gekommenes Schulsystem, führen dazu, dass ein großer Teil des Lernens zuhause passieren muss – mit Hilfe durch uns Eltern.
Wie genau dieses Lernen aussieht, hängt dabei natürlich von vielen Faktoren ab: Vom Alter des Kindes, der Schulklasse, den schulischen Leistungen, vom persönlichen Lernstil des Kindes und natürlich auch von der zeitlichen Verfügbarkeit der Eltern.
Lesetipp: SPIEGEL-Bestseller-Autor Bob Blume im Interview: „Warum noch lernen?„
Warum es manchmal nicht so einfach ist
In Zeiten von Remote-Jobs und Gleitzeit lässt es sich zweifelsohne in vielen Familien leicht umsetzen nach der Schule mit den Kindern zu üben. Natürlich haben nicht alle diesen Luxus. Arbeiten in Schichten, Alleinerziehung, fehlende deutsche Sprachkompetenzen, Alltagsstress und viele andere Faktoren können das gemeinsame Lesetraining daheim zu einer schwierigen Aufgabe machen.
Natürlich haben auch nicht alle die passenden pädagogischen Methoden parat, um das Kind beim Lesenlernen zu unterstützen, weshalb es gut und gerne mal länger dauern und anstrengend sein kann.
Was kann man also tun, um Kinder bestmöglich zu unterstützen?
Ich selbst habe drei Töchter im Alter zwischen 13 und 8 Jahren und kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich einige Tipps gerne früher gewusst hätte, dass es viele Tipps gibt, die nichts bringen und dass man mit den richtigen Methoden seinen Kindern und sich selbst viel Zeit sparen kann.
Die aus meiner Sicht sinnvollste Methode, um das Lesen zuhause zu üben klingt erstmal ganz leicht: regelmäßiges vorlesen! Es gibt jedoch einige Tipps, die ihr vielleicht noch nicht wusstet und die euch genauso weiterhelfen können, wie mir und meinen Kids.
Beginnen wir erstmal mit dem wichtigsten Punkt: Warum sollten man überhaupt regelmäßig vorlesen? Gemeinsames Vorlesen hat das Potenzial,
- dass Kinder das Lesen in einer entspannten und vertrauten Umgebung lernen
- dass das Textverständnis auf unterhaltsame Weise trainiert wird
- dass Kinder Selbstvertrauen im Lesen und im Umgang mit Büchern erlangen
- dass Kinder Freude und Leidenschaft für das Lesen entwickeln
- dass Kinder weniger nervös sind, wenn sie im Unterricht vor der Klasse laut vorlesen müssen
- dass die Eltern-Kind Bindung gestärkt wird
- dass sich der Wortschatz der Kinder erweitert und die Fantasie angeregt wird
- dass Kinder Empathie entwickeln und sich besser mit Gefühlen auseinandersetzen können
Ich könnte noch eine Weile so weiter machen, aber ich denke mein Punkt wird klar: Ich bin ein Fan des gemeinsamen Vorlesens. Aber so großartig wie das alles auch erstmal klingt, der Erfolg hängt, wie bei vielen Dingen, von der richtigen Umsetzung ab. Vorlesen ist nicht gleich Vorlesen.
Meine 4 Tipps für erfolgreiches gemeinsames Vorlesen
Tipp #1: Das Wichtigste ist Geduld
Wie sagt man so schön? Geduld ist eine Tugend. Geduld ist aber auch manchmal alles andere als leicht. Dennoch geht es nicht ohne. Jedes Kind hat sein eigenes Tempo beim Lesenlernen und das muss man einfach akzeptieren. Sobald wir Stress erzeugen oder den Eindruck erwecken, dass wir enttäuscht sind mit dem Fortschritt im Lesenlernen, erzeugt das beim Kind Verunsicherung, Fehler und Demotivation.
Wenn Eltern beim Vorlesen Mut zusprechen und Geduld beweisen, dann steigert das nicht nur das Selbstvertrauen der Kinder, sondern entspannt die Kinder und das gibt ihnen die Möglichkeit mit Ruhe und Konzentration zu üben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass manchmal frischer Start am nächsten Tag wahre Wunder bewirkt.
Tipp #2: Den Fokus auf die richtigen Wörter lenken
Dieser Tipp ist wichtig sowohl für das Vorlesen und auch für das Vorlesen lassen. Wenn ich meiner kleinen Tochter vorgelesen habe, dann habe ich mit dem Finger immer auf das Wort gezeigt, welches ich gerade vorgelesen habe. So fiel es ihr leichter eine Verbindung zwischen dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort herzustellen. Das hilft dabei Buchstaben, Silben und ganze Wörter wiederzuerkennen und schließlich zu lesen.
Wenn meine Tochter mir etwas vorlesen sollte, dann habe ich ihr immer ein Lesezeichen gegeben, damit sie sich voll und ganz auf die Zeile konzentrieren konnte, in der sie gerade war. Auf diesem Weg sind Kinder fokussierter und das Vorlesen klappt einfach besser.
Tipp #3: Macht euch die Bilder in den Kinderbüchern zu Nutze
Kinderbücher sind in der Regel mit vielen Bildern ausgestattet und das kann man nutzen! Ist beispielweise im Text die Rede von einem bestimmten Tier, dann lasst das Kind das Tier auf dem Bild suchen. So macht ihr die ganze Sache interaktiver und fördert auch das Textverständnis.
Allgemein macht es Sinn, das Kind immer mit einzubeziehen. Sprecht über den Inhalt, fragt nach der eigenen Meinung und stellt Vermutungen darüber an, wie die Geschichte ausgehen könnte. Das stärkt die Motivation für die nächste Vorlesesession und macht zudem auch wirklich Spaß.
Lesetipp: Warum Geschichten zum Alltag Deines Kindes gehören sollten
Tipp #4: Routine ist der Schlüssel
Gestaltet das Vorlesen zu einem Ritual. Sucht euch dafür einen festen Zeitpunkt und einen gemütlichen Platz zum Vorlesen aus. Ich bin der Meinung, dass auch schon wenige Minuten am Tag vollkommen ausreichen können. Jedes Kind ist da unterschiedlich, aber es bringt nichts, wenn ihr eurem Kind 20 Minuten vorlest, es aber nach 8 Minuten schon abgeschaltet hat.
Entgegen vieler anderer Meinungen bin ich auch kein Fan vom Vorlesen vor dem Schlafen. Versteht mit nicht falsch, zum Einschlafen etwas vorzulesen ist sehr schön aber die Betonung liegt auf dem Einschlafen. Wenn das Vorlesen den Zweck des Lesetrainings erfüllen soll, dann halte ich es für keine gute Idee das im Dunkeln, am Ende eines langen Tages voller Schule und Spielen zu machen. Nachmittags, wenn euer Kind noch fit und munter ist, hat das meiner Erfahrung nach, eine bessere Wirkung.
Fazit: Wie ich das Vorlesen und Lesenlernen erleichtern möchte
Wie bereits gesagt, ist es für viele Eltern nicht so einfach, regelmäßiges Vorlesen in den Alltag einzubauen. Da ich der Meinung bin, dass jedes Kind die Chance auf eine starke Lesekompetenz verdient hat, habe ich eine gemeinnützige Organisation zur Lese- und Sprachförderung gegründet. Mit dieser Organisation möchte ich Kindern das Lesenlernen erleichtern, Eltern entlasten und Schulen unterstützen.
Dafür habe ich zusammen mit einem kleinen Team aus kreativen Köpfen, Eltern, Pädagogen, Erziehern und Kindern ein Gerät zur Leseförderung entwickelt. Wenn euch das Thema genau so am Herzen liegt wie mir, dann schaut gern auf unserer CLELO-Website vorbei und erfahrt mehr zum Projekt und den Unterstützungsmöglichkeiten.
Dr. Herbert Endres.
Das Papammunity-Team
Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.
100-prozentige Zustimmung. Vorlesen ist nicht nur für das Sprachverständnis und das eigene Lesenlernen essenziell. Es ist einfach auch eine sehr schöne Zeit, die man zusammen verbringt, zusammen lacht, sich gruselt und in traumhafte Welten begibt. Für Kinder und Eltern gibt es kaum etwas Wertvolleres.
Unser Großer plündert sein Taschengeldkonto mittlerweile auch regelmäßig für neue Bücher. Da gibt es definitiv schlechtere Verwendungen.
Hallo lieber Alex,
die Zustimmung geht zurück. Wir machen genau die selben Erfahrungen und empfinden die Zeit einfach als enorm wertvoll.
Ich würde mir wünschen, dass unser Sohn auch solch eine Freude am Lesen entwickelt und in Bücher investiert.
LG, Richard.