Sturzgeburt: Was werdende Eltern wissen müssen

–> Expertengeprüft von Lisa Hobelsberger, Hebamme & Kinderkrankenschwester

Wenn es um die Geburt geht, denken viele an einen gut geplanten und kontrollierten Ablauf. Doch manchmal überrascht das Leben mit unerwarteten Wendungen – so wie bei einer Sturzgeburt. Dieser Begriff mag zunächst beunruhigend klingen, doch Wissen ist hier der Schlüssel zur Beruhigung. Eine Sturzgeburt ist selten und passiert nur einer von eintausend Frauen. Auf eine überstürzte Geburt kannst Du Dich nur gedanklich und mental vorbereiten, denn frühzeitige körperliche Anzeichen gibt es nicht.

Wir ergründen nun gemeinsam, was eine Sturzgeburt ist, wie sie sich ankündigt und wie Du und Dein Partner damit umgehen könnt. Denn Vorwissen und Verständnis können helfen, selbst in unvorhersehbaren Momenten Ruhe zu bewahren.

Was ist eine Sturzgeburt?

Eine Sturzgeburt ist ein seltener, aber natürlicher Vorgang, bei dem die Geburt so schnell voranschreitet, dass kaum Zeit bleibt, sich auf die Entbindung einzustellen oder rechtzeitig das Krankenhaus zu erreichen. Dieses Ereignis kann innerhalb weniger Minuten geschehen, manchmal sogar ohne die typischen, länger anhaltenden Anzeichen einer herannahenden Geburt. Oft bemerken die werdenden Mütter plötzliche und intensive Wehen, die schnell in die Austreibungsphase übergehen, wobei das Baby sehr zügig geboren wird.

Die Anzeichen einer Sturzgeburt können leicht mit normalen Geburtswehen verwechselt werden, unterscheiden sich jedoch durch ihre Intensität und Schnelligkeit. Zu den Symptomen gehören ein plötzlicher Druck im Beckenbereich, eine schnelle Abfolge von Wehen ohne die übliche Erholungspause dazwischen und der unmittelbare Drang zu pressen.

Da bei einer Sturzgeburt alles sehr rasch geht, bleibt oft nicht genug Zeit für die gewohnten Vorbereitungen oder Schmerzlinderungsmaßnahmen, was die Situation für die werdenden Eltern zusätzlich stressig macht. Verständnis und die persönliche Vorbereitung sind also ganz besonders wichtig, um diese unerwartete Wendung im Geburtsprozess zu meistern.

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Übrigens: Wenn von einer Sturzgeburt die Rede ist, ist eigentlich eine überstürzte Geburt gemeint, bei der das Baby in einem Zeitraum von unter 3 Stunden zur Welt kommt. Der Begriff bedeutet im medizinischen Sinne, dass ein Baby bei der Geburt zu Boden stürzt. In diesem Beitrag benutzen wir das Wort Sturzgeburt im Sinne der überstürzten Geburt, denn beides ist eng miteinander verknüpft.

Wie kommt es dazu? Die Ursachen einer Sturzgeburt

Die exakten Ursachen einer Sturzgeburt sind vielfältig und nicht immer vollständig zu klären. Häufig spielen individuelle Faktoren eine Rolle, wie etwa die anatomische Beschaffenheit der Mutter, die Position des Babys oder die Stärke und Effektivität der Wehen. Risikofaktoren, die eine Sturzgeburt begünstigen können, sind unter anderem eine besonders günstige Beckengeometrie, die eine schnelle Passage des Babys ermöglicht.

Eine überstürzte Geburt kann auch bei Müttern auftreten, die bereits schnelle Geburten erlebt haben, da ihr Körper ‚gelernt‘ hat, diesen Prozess effizient zu durchlaufen. Bei Frauen, die schon einmal geboren haben, ist das Risiko grundsätzlich höher als bei Erstgebärenden. Auch, wenn zwei Geburten schnell aufeinanderfolgen und der Geburtskanal noch geweitet ist, ist das Risiko einer Sturzgeburt höher.

Manche Studien weisen darauf hin, dass ein erhöhtes Stresslevel oder körperliche Aktivität kurz vor der Geburt eine Rolle spielen können. Die Erkennung dieser Faktoren ist allerdings schwierig, da sie nicht zwangsläufig zu einer überstürzten Geburt führen müssen.

Es ist wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und bei Anzeichen einer schnell voranschreitenden Geburt unverzüglich medizinische Hilfe zu suchen oder den Notruf zu wählen. Vorbereitung und ein Notfallplan sind nützlich, um die überraschende Situation besser zu bewältigen

Überstürzte Geburt: Was tun wenn’s plötzlich los geht?

Eine Sturzgeburt kündigt sich nicht lange an und fordert von Dir und Deinem Partner schnelles, besonnenes Handeln. Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren und sofort medizinische Hilfe zu holen. Wähle den Notruf und folge den Anweisungen der Leitstelle, die Dich bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes unterstützen kann.

  • Wenn sich die Geburt nicht aufhalten lässt und Du oder Deine Partnerin bereits starke Presswehen verspürt, suche eine sichere und bequeme Position. Ideal ist eine halbsitzende Haltung, die die Schwerkraft nutzt und den Geburtsprozess unterstützt. Sorge dafür, dass die Umgebung so sauber wie möglich ist, und lege saubere Tücher oder Laken bereit.
  • Es ist wichtig, nicht gegen die Wehen anzukämpfen, sondern den Körper arbeiten zu lassen. Panik kann den Prozess erschweren.
  • Wenn du das Köpfchen zwischen den Schamlippen spürst, darfst Du feste mitpressen. Atme tief durch und konzentriere Dich darauf, das Baby sanft zu empfangen. Du kannst zu diesem Zweck etwa mit einer Hand den Kopf des Babys halten, während es aus dem Geburtskanal gleitet.
  • Wenn das Baby geboren wird, achte darauf, es vorsichtig zu unterstützen, den Kopf zu stabilisieren und es, falls notwendig, von Schleim zu befreien. Wenigstens die Nase sollte frei sein.
  • Das Baby sollte sofort nach der Geburt Hautkontakt zur Mutter haben, um die Körperwärme zu nutzen und die Bindung zu fördern.
  • Wenn keine Decken da sind, greife nach Jacken, Pullovern, Handtüchern – Hauptsache, Mutter und Kind haben es schön warm, bis medizinische Hilfe eingetroffen ist.
  • Nach der Geburt sollte das Baby nicht von der Mutter getrennt werden, es sei denn, es gibt offensichtliche Gesundheitsprobleme. Es ist außerdem entscheidend, nach der Geburt auf Anzeichen von Komplikationen zu achten, etwa starke Blutungen.

Eine Sturzgeburt kann ein traumatisches Erlebnis sein, aber mit der richtigen Unterstützung und einem kühlen Kopf kannst Du diese unerwartete Situation meistern. Erinnere Dich daran, dass Deine Sicherheit und die des Babys immer an erster Stelle stehen.

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Mögliche Folgen einer Sturzgeburt

Eine Sturzgeburt ist eine Ausnahmesituation, und es ist natürlich, sich Gedanken über mögliche Spätfolgen für Dich und Dein Baby zu machen. Glücklicherweise sind ernsthafte Langzeitfolgen selten, wenn die Geburt ohne Komplikationen verläuft.

Für das Baby können die Risiken einer Sturzgeburt darin bestehen, dass es unter Stress steht oder nicht sofort nach der Geburt richtig atmet. Deshalb ist eine schnelle medizinische Kontrolle nach einer Sturzgeburt unerlässlich, um sicherzustellen, dass Dein Baby gesund ist. Auch für die Mutter kann es zu Nachblutungen oder Geburtsverletzungen kommen, welche die Ärzte im Krankenhaus behandeln sollten.

Um die Wahrscheinlichkeit von Spätfolgen zu verringern, ist es hilfreich, sich bereits während der Schwangerschaft gut zu informieren und Vorbereitungen für diese absolute Ausnahmesituation zu treffen. Das beinhaltet das Erlernen von Entspannungstechniken, das Besprechen eines Geburtsplans mit Deinem Arzt oder Deiner Hebamme und das Kennen der kurzfristigen Anzeichen, die auf eine bevorstehende Sturzgeburt hindeuten könnten.

Wichtig ist auch, nach einer überstürzten Geburt Unterstützung zu suchen. Psychologische Hilfe kann für Dich und Deinen Partner entscheidend sein, um das Erlebte zu verarbeiten. Denke daran, dass jede Geburt einzigartig ist und es am wichtigsten ist, dass Mutter und Kind gesund sind. Mit einer guten Nachsorge und Unterstützung können eventuelle Spätfolgen minimiert oder ganz vermieden werden.

Fazit: Bereit sein für den Schnellstart ins Leben

Eine Sturzgeburt ist selten, aber es ist wichtig, dass Du und Dein Partner darauf vorbereitet seid. Erkenne die Anzeichen, verstehe die Ursachen und wisse, wie Du im Notfall handeln musst.

Meist gibt es keine langfristigen Folgen, wenn schnell gehandelt wird. Solltet ihr Bedenken oder Fragen haben, sucht den Rat eures Gynäkologen oder eurer Hebamme. Ermutigung und Unterstützung findet ihr auch in Geburtsvorbereitungskursen und Elterngruppen, wie z. B. unserer Papammunity Facebookgruppe. Wissen beruhigt – und die richtige Vorbereitung kann euch beiden helfen, diese intensive Erfahrung gemeinsam zu bewältigen.

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LG, Maren & Richard.

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Hey, ich bin Richard, Vollblut-Papa und zusammen mit meiner Frau Maren, ausgebildete Sozialassistentin & Erzieherin sowie studierte Sozialpädagogin aktuell in der Jugendhilfe tätig, führen wir als Eltern eines Sohnes den Elternblog „Papammunity“.

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